SAHARA CLUB e.V. -- Wüstenfreunde & Weltenbummler

Ägypten 2006 - Die Einsamkeit der Libyschen Wüste


Reisebericht von Susanne und Walter Zielonkowsky

Schon zum 3.Mal reisen wir nach Ägypten. Die Weite der östlichen Sahara, lässt uns nicht mehr los. Wenn man einmal diese endlose Weite, die grandiosen Landschaften und die einmalige Ruhe gefühlt hat, möcht' man sie immer wieder erleben.

Ich trau mich kaum, es auszusprechen: Diesmal waren 3 VW Busse mit dabei. Spontan hab ich uns „Bully Tours“ getauft.

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Die Anfahrt erfolgte wieder über den Landweg. Man weiß was einen erwartet, und so haben wir die Zeit mit Hörbüchern verbracht. Der Verkehr und die Landschaft ist, von einigen Abschnitten mal abgesehen, ja nicht gerade umwerfend. In Kairo angekommen, wartete Khaled, unser Führer, schon auf uns. Zuerst fuhren wir ins Fayoum; Im Südwesten sollen urzeitliche Walskelette liegen. Den Beginn der Strecke mussten wir zum Teil mit Polizeibegleitung fahren. Ein uralter Pick Up fuhr vor, wir vier, in einer blauen Wolke hinterher. Damit uns eventuelle „Terroristen“ ja auch sicher treffen, fuhr die Begleitung mit 40 km/h über die Autobahn. Kaled ging das so auf die Nerven, dass er den Polizisten mitteilte, dass sich unser Weg geändert habe und wir durch die Wüste weiterfahren wollen. So verließen sie uns und wir konnten ohne Begleitung unsere Reise fortsetzen. Wir erreichen das Wadi Rayan. Hier liegen in einer schönen Landschaft die gesuchten Walskelette. Seit diesem Jahr stehen sie unter UNESCO Schutz und es werden Wanderwege zu den einzelnen Plätzen angelegt. Am Weg liegen Picknick-Hütten in denen man von der Hitze fliehen und sich erholen kann. In den letzten Jahren scheinen große Teile der Skelette verschwunden zu sein und dem will man jetzt, durch Bewachung und Eintritt, entgegenwirken.

Nach einigem Suchen fanden wir dann die Piste zur Teerstraße nach Bawiti.

Hier bekamen wir unseren obligatorischen Begleit-Soldaten, der uns die gesammte Reise begleitet. Die Abu Marik Düne. Dieser ca. 500 km lange Dünenzug verläuft fast diagonal durch Ägypten und auch dieses Mal fahren wir die dort liegende Djara Cave an. Diese erstmals von G. Rohlfs erwähnte Tropfsteinhöhle ist einfach umwerfend und wir sind wieder (wie schon beim letzten Besuch) völlig sprachlos.

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Weiter geht's an der Düne entlang, das Wetter wird sehr windig. Als es die Landschaft dann ermöglicht, drehen wir auf West und gelangen in eine unübersichtliche Hügellandschaft. Hier gibt es plötzlich eine Piste, deren Entstehung für uns ein Rätsel ist. Wo kommt die her? Wo geht die hin? Nach den Kalkhügeln löst sie sich aber wieder auf, wir erreichen die alte Piste zwischen Farafra und Dachla. Sie ist schon sehr lange nicht mehr regelmäßig befahren. Über den grandiosen Abstieg “Bab Cailliaud” steigen wir ab nach El Gasr. Dies ist der frühere Hauptort der Dachla-Oase, der jetzt aber von Mut abgelöst wurde. In Mut versorgen wir uns mit allem, was wir in den nächsten 2 Wochen brauchen.

Auf dem Eselweg, den Carlo Bergmann entdeckte, erreichen wir Abu Ballas. Dieser unscheinbare Berg ist in fast jeder Weltkarte eingetragen. Er war früher ein bedeutender Orientierungspunkt. In der weiten Landschaft östlich des Gilf Kebir gilt es einige alte LKWs der Long Range Desert Group zu finden. Sie war die Wüstentruppe der Engländer während des 2. Weltkriegs. Auch Almasy hatte einige Erlebnisse mit ihnen. Heute sind dort nur noch die Reste der Vergangenheit zu sehen.

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Nach einem weiten südlichen Bogen stehen wir vor den Djebel Aweinat. Am Eingang zum Karkur Talh stoppen wir, Khaled zeigt uns, wo dort die Minen liegen. Durch tiefen Sand fahren wir südlich vorbei. Kurz darauf erreichen wir die ersten Felsbilder. Auf den weiteren Weg durch fast waldähnlich, bewachsene Täler, sehen wir die berühmten Felsmalereien. Eine märchenhafte Landschaft begleitet uns.

In dieser Landschaft wollen wir eine Wanderung machen. Schon in der Morgendämmerung gehen wir los. Unser Ziel ist ein, mit sehr hellem Sand gefüllter Krater, hoch oben im Gebirge. Auf Satelitenkarten ist er deutlich zu sehen. Auf halber Strecke fällt Khaled leider aus, durch einen Sturz hat er sich das Schienbein stark verletzt. Amgad, unser Offizier, begleitet ihn zurück. Wir haben leider das falsche Tal erwischt. Die Orientierung in diesem Geröll- und Schotterfeld ist sehr schwierig. Nach ca. 8 Std. machen wir eine Pause und um 13:30 Uhr beginnt der Rückweg. Wir waren keine 500m vom Ziel entfernt, leider aber gut 400m zu tief. Wir kommen erst in der Abenddämmerung zurück. Khaled hat uns schon erwartet und war sehr nervös. Fix und fertig fielen wir in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf. Na, da müssen wir halt noch mal hin!

Nach diesen Frust musste ein neues Ziel her und das war auch schnell gefunden: Die Quelle Ain Prinz im Karkur Murr. Diese liegt zwar schon im Sudan, aber in dieser Gegend gelten die Grenzen nicht so genau. Die Libyer kommen hierher zum Jagen und entsprechend sieht's hier auch aus. “Sie sind halt Saubär`n.” Überall Plastikkanister, Autoreifen und Sonstiges, was man nicht mehr braucht. Bei diesem Anblick wird uns erst mal bewusst, wie sauber die ägyptische Awainat-Seite ist. Die Quelle ist wirklich schön, umgeben von Schilf und einigen Büschen. Leider ist das Wasser bitter und zum Trinken nicht unbedingt geeignet.

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Wir erreichen das Wadi Sura und die Fogini Cave. Die Bilder im Wadi Sura werden von mal zu mal schlechter. Ist das auch ein Ergebnis des Klimawandels? Dafür ist der Sand in der Fogini Cave noch tiefer ausgeblasen, sodass noch mehr Bilder, als das letztes Mal sichtbar sind. Auch diesmal suchten wir noch so manches Tal nach “Purzel” ab. Almasy hat im 2. Weltkrieg hier irgendwo ein Auto namens “Purzel” versteckt. Was mit ihm passiert ist, weiß niemand und jedermann hat eine andere Theorie. Aber es macht Spaß, zwischen den Felsen zu suchen. Auf dem Weg zum Aquaba Pass suchen wir noch einen Abstieg vom Gilf, den uns Bekannte genannt haben. Na, das war sicher abenteuerlich. In fast einen Rutsch kommt man von der Plateaukante nach unten. Wir fahren den Aquaba Pass hinauf und sehen uns den o.a. Abstieg noch mal von oben an, Adrenalin pur! Zügig über die Plateaufläche, mit einer Staubwolke bis zum Horizont, erreichen wir den Lama Monod Pass. Dieser Pass wird bergauf als nicht befahrbar eingestuft. Während der letzten Reise befuhren wir ihn trotzdem problemlos bergauf. Wir hatten damals wohl viel Glück, denn diesmal hatten wir schon Probleme beim Runterfahren.

Im Wadi Abd El Melik fahren wir Richtung Norden. Auch diesmal läuft uns die Zeit wieder davon, sodass wir uns die einzelnen Seitentäler leider nicht ansehen können. Auf einer vor 5 Jahren gefahrenen Strecke durchqueren wir die Berge nach Osten und erreichen dann die Dünen der südlichen Sandsee. An ihren Rand schweben wir Richtung Norden. An einem Dünenüberstieg scheitern wir allerdings fast. Wegen des sehr weichen Sandes brauchen wir einen ganzen Nachmittag, um die Düne zu erklimmen. Dafür haben wir hier oben eine wunderschöne Nacht.

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Den nächsten Vormittag verbringen wir mit dem Suchen und Besichtigen des Wüstenglases, hier liegt es überall auf den Boden. Auch das hat uns viel Zeit gekostet. Somit ist unser Plan, mitten durch die Sandsee nach Siwa zu fahren, gescheitert. Da uns die Dünenstruktur im Zentrum der Sandsee nicht bekannt ist, beschließen wir, alternativ an der Westseite der Sandsee nach Norden, z.T. über libyen Boden, zu fahren. Khaled fährt immer so mit seinen geführten Touren. Es hat sich inzwischen dort eine richtige Piste herausgebildet. So können wir verlorene Zeit wieder aufholen. Bir Wahed, ein Brunnen, wenige Km vor Siwa , erreichten wir am Spätnachmittag und wollten dort eigentlich übernachten. Unser Offizier hatte uns aber per Handy beim Militär in Siwa angemeldet, sodass ein Jeep geschickt wurde, der uns im Dunklen abholte. Toll, genau das brauchten wir heute noch, im Scheinwerferlicht über die Dünen. Es hat aber alles gut geklappt. Nach der Rückmeldung beim Militär konnten einfach weiterfahren. Also fuhren wir noch in der Nacht nach Norden hinaus und suchten uns einen Lagerplatz. Khaled und Amgad, unseren Offizier brachten wir noch schnell zum Überlandbus Richtung Kairo.

Wir fuhren dann über die Teerstraße nach Marsa Matruh. Leider ereignete sich hier noch ein Unfall, der uns einen kompletten Abend beschäftigte. In Werners Bus ist ein Pick up hinten rechts gefahren. Die Polizei meinte, da wir Touristen sind, sei auch die Touristenpolizei zuständig. Also wechselten wir nochmals die Behörde. Nachdem dort, nach einigen Stunden, die Schuldfrage geklärt war, wurde der Schaden zur Zufriedenheit aller, noch vor Ort repariert. Es war zwar hochinteressant, aber auf dieses Ereignis hätten wir verzichten können. Spät in der Nacht suchten wir uns an der Küstenstraße einen Schlafplatz. Sie führt uns auf den langen Weg weiter nach Hause.

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