2004-westhofen

Jul 5, 2004 | Frühjahrstreffen

 

Der Sahara-Club wird 20 !

Jubiläumstreffen 2004 in Westhofen

Bei afrikanischen Temperaturen machten wir uns auf nach Westhofen. Ausgerechnet zu unserem 20.Jubiläum wurden wir nicht mit Fahnen und geschmückten Häusern empfangen, weil dieses Jahr das Traubenblütenfest wegen der Kommunalwahlen um eine Woche verschoben worden war. Dafür durften auch wir auf einem Umfragezettel zu Clubfragen unsere Kreuze verteilen.

Ein erster Rundblick ergab, dass diesmal viele bereits am Mittwoch gekommen waren, rund um den Sportplatz waren schon fast alle Plätze belegt. Die frisch Angekommenen schauten sich um, wer so steht. Viele haben feste Stammplätze. Zum Glück erhalten sich die Wüstenfreunde ihr Nomadentum und stellen noch keine Zäune und Gartenzwerge auf.

Nachdem das Auto ein Plätzchen gefunden hatte, schlenderte man los, um Bekannte zu begrüßen. Manche hatten sich ein Jahr lang nicht gesehen, wenn sie sich nicht zufällig in Afrika getroffen hatten.

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Hallo -wir sind auch wieder da

Wegen der tropischen Hitze ließen wir uns im Schatten nieder, in Reichweite großer Mineralwasserflaschen und konnten nun in Ruhe zuschauen, wie Neuankömmlinge rangierten oder mit den Vorzelten kämpften.

Dunkle Wolken zogen auf. Gut dass die Regendächer aufgebaut waren, als der erste Platzregen fiel. Einige holten gerade ihr Fleisch vom Grill und hatten gratis die Soße von oben mit auf den Tellern. Die nassen T-Shirts konnten sofort im Clubzelt durch neue gelbe und graue Sahara-Club-T-Shirts ersetzt werden. Einige Models trugen sie bereits zur Schau.

Wie jedes Jahr wurde leckerer selbstgebackener Kuchen angeboten. Gerry versorgte uns mit Würstchen und Kartoffeln. Leider hatte der Eismann nicht auf sein Thermometer geschaut, bei den Temperaturen hätte er seinen Jahresumsatz ernorm steigern können. Wie gewohnt wechselten wichtige oder auch unnötige Zuberhörteile ihre Besitzer, es wurde gefachsimpelt oder gelästert. Bücher wurden angeboten. Von zweien waren sogar die Autoren Werner, Rainer und Petra anwesend, wobei sicher alle Saharafreunde besonders froh darüber sind, dass Rainer wieder gesund aus Algerien zurück ist.

Diesmal standen erfreulich viele Reise-Vorträge auf dem Programm, nicht nur von Reisen auf Rädern sondern auch auf dem Rücken von Kamelen, die Angelika mit der Glocke ankündigte. Falls es nicht jeder mitbekommen hatte, riefen ein paar kräftige Stimmen mit.

Zusätzlich zu den Reise-Vorträgen fanden Workshops statt zu den Themen „Satelliten-Telefone“ und „Medizinische Notfälle auf Reisen“, wo z. B. demonstriert wurde, wie mit Sandblechen eine haltbare Trage zu konstruieren ist.

Sofort fiel auf, wenn jemand sein Fahrzeug neu bereift oder umgebaut hatte. Man sah Autos wieder, die man an Clubmitglieder verkauft hatte und erkundigte sich nach ihnen wie nach Kindern, die aus dem Haus gegangen sind.

Viele blieben während des ganzen Treffens, andere waren nur zu einer Stippvisite gekommen. Immer fand sich für die Gäste noch ein Stuhl oder ein Glas. Insgesamt kamen etwas 350 Mitglieder und 40 Gastbesucher. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht, man erzählte wo man gewesen war, was man vorhat, zeigte die neuesten Bilder. Viele Gesichter kennt man von den Treffen, man kann sie ihren Fahrzeugen zuordnen, nur mit den Namen hapert es.

Wie gewohnt grüßten die Westhofener „Eingeborenen“ freundlich, wenn man im Ort unterwegs war.

Am Freitag Abend fand die offizielle Feier statt. Begeistert wurde die „afrikanische Tanzgruppe“ empfangen, die an die gelungene Modenschau vor vier Jahren erinnerte.

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Das Finale der afrikanischen Sahara-Club-Tanzgruppe

Nach einer kurzen Ansprache von Angelika trat der Ortsbürgermeister von Westhofen auf die Bühne, der froh war, dass er nicht hatte mittanzen müssen. Angelika überreichte ihm als Dank, dass wir unsere Treffen hier abhalten dürfen, Aufkleber, Buttons und ein T-Shirt vom Sahara-Club. Zusätzlich übergab sie ihm eine Spende. Herr Balz versprach, dass wir auch im nächsten Jahr wiederkommen dürften. Er hatte extra mit der Einsaat des neuen Rasens gewartet, damit unser Treffen als feste Größe im Westhofener Veranstaltungskalender stattfinden konnte. Als Geschenk übergab er dem Club eine funkelnagelneue Fahne des Ortes, in den Farben Weiß und Grün. Diese Fahne werden wir im nächsten Jahr hissen. Nachher war zu bewundern, dass das gespendete T-Shirt passte.

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Der Bügermeister übergibt dem Sahara-Club eine Ortsfahne von Westhofen

Anschließend spielte „Susu Bilibi“, eine Band aus Togo. Die afrikanischen Klänge verlockten viele zum Tanzen. Aus der aufgeheizten Turnhalle kam man hinaus ins Kühle, das schauerliche Wetter verführte nicht zum Draußen sitzen, nachts war es relativ ruhig.

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Susu Bilibi macht Stimmung bei tropischen Temperaturen im Saal

Die Reise-Info-Börse am Samstag Vormittag fand im gut besetzten Zelt statt.

Samstags waren sowohl der Hauptplatz als auch die Nebenplätze gut belegt, die Zahl der großen Fahrzeuge schien gegenüber den letzten Jahren etwas kleiner, vielleicht sind die gerade auf großer Reise in der Welt unterwegs. Das Wetter wechselte zwischen stechender Sonne und kühlen Regenschauern, als optimale Beinbekleidung trugen viele schnell trocknende Hosen mit abnehmbaren Hosenbeinen, die man in Sekundenschnelle den Temperaturen anpassen konnte.

Der orientalische Tanz von Ayezza Juleva erwies sich als Augenschmaus und Balsam für die Seele. Danach wurden die besten Bilder des Fotowettbewerbs prämiert. Den Abschuss des Programms bildete Dr. Kröpelins Vortrag über „Natur- und Kulturschutz der libyschen Wüste“.

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Ayezza Juleva „verzaubert“ alle im Saal

Das kühle Wetter hatte sich leider nicht verzogen, warm eingemummelt konnte man noch eine Zeit lang sitzen und plaudern.

Der Sonntag verwöhnte mit Sonne, leider ging das Treffen zu Ende. Einige, die weit zu fahren hatten, begannen zeitig zu packen, andere ließen sich Zeit und verbrachten noch einen gemütlichen Morgen.

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Gemütliches Zusammensitzen beim Frühstück

Auf dem Heimweg schaute man nach anderen Sahara-Clubfreunden und winkte sich beim Überholen zu.

Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.