Entlang der afrikanischen Ostküste
von Siggi Bernert
Nach dem ich schon einmal vor 8 Jahren nach unserem Millennium Treffen des Saharaclubs in Tiwi, Kenia, als erster mit einem Fahrzeug auf spektakuläre Weise mit zwei zusammengebundenen Daus über den Grenzfluss von Tansania nach Mosambik gelangt bin (siehe Tours-Magazin 2/2001) wollten wir diesmal in umgekehrter Richtung von Namibia über Botswana und Zimbabwe entlang der afrikanischen Ostküste von Mosambik nach Tansania und weiter nach Kenia.
Allerdings sollte es diesmal eine etwas weniger spektakulär, da größtenteils über Asphaltstraßen führende Tour werden, auch, weil inzwischen eine Autofähre an der Mündung des Rovuma Mosambik mit Tansania verbindet.
So kamen wir auch zügig auf kürzestem Wege durch die Zentralkalahari bis Francistown und zur Grenze von Zimbabwe. Ab hier überrascht uns die frühzeitig einsetzende Regenzeit mit kurzen heftigen wolkenbruchartigen Regenfällen, vorwiegend nachmittags und in der Nacht, so dass wir auch gar keine andere Möglichkeit hatten, als auf guten Asphaltstraßen Transit zu fahren. Und zu Übernachtungen eine der wenigen noch vorhandenen Lodges aufsuchen.
Die Menschen einschließlich Zoll und Polizei sind sehr freundlich und scheinen sich mit der Situation in Zimbabwe arrangiert zu haben. Es ist alles, auch Treibstoff, auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Die Supermärkte sind vor Weihnachten gefüllt, nur vor den Kassen bilden sich lange Schlangen, da man mit dem Wiegen der Geldscheinpakete nicht nachkommt J (ein US-$ = 1,5 Mio. ZIM-$).
Auch in Mosambik haben wir immer wieder mit starkem Regen zu kämpfen und der indische Ozean in Beira empfängt und mit Regen und Wind. Rechts und links des Fahrdamms stehen Hütten teilweise schon im Wasser. So ist auch die Abkürzung von Beira zur Caia Fähre am Sambesi nicht passierbar und wir müssen auf guter Asphaltstraße den Bogen über den Gorongosa-Nationalpark nach Caia fahren.
Noch verkehren hier zwei Fähren über den mächtigen Strom, aber die von der europäischen Union finanzierten Brückenbauarbeiten laufen auf Hochtouren und dürften planmäßig 2009 abgeschlossen sein.
Auch die Straße nördlich des Sambesi ist teilweise neu ausgebaut und bis auf kurze Strecken jetzt durchgehend asphaltiert.
In Nampula verbringen wir die Weihnachtstage bei einem Freund, der hier als Werkstattleiter für ein dänisches Unternehmen arbeitet, das Telekommunikationsleitungen in Nordmosambik verlegt.
Auf unserem Abstecher zur Ilha de Mocambique treffen wir glücklicherweise auf eine Gruppe Südafrikaner, die gerade an der Ostküste entlang aus Norden kommen, und uns mit wertvollen Informationen insbesondere mit Telefonnummern von der tansanischen Fähre versorgen. Diese fährt nämlich abhängig vom Tidenkalender und nach Fahrzeugaufkommen sehr unregelmäßig. So erfahren wir gerade noch rechtzeitig telefonisch in Pemba – wo wir eigentlich noch bis Neujahr bleiben wollten – dass am kommenden Wochenende vor Silvester die letzte Überfahrt stattfinden kann, danach für mindestens 6 Tage nicht.
Wir vereinbaren Sonntag, 30. Dezember, morgens 06:00 Uhr am Flussufer …. Na wenn das mal klappt …. und beten, dass wir nicht 6 Tage über Silvester am Flussufer campieren müssen.
Da ich die Strecke, insbesondere die letzten abenteuerlichen 50 km bis zur Grenze, noch gut in Erinnerung habe, planen wir für die 400 km zwei Fahrtage ein, um auch Samstagnachmittag noch die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Die Strecke ist zwar immer noch nur mit 4×4 zu bewältigen, wird aber zurzeit etwas begradigt und verbreitert, mit kleinen Brücken und Dämmen bis zum Flussufer. Hier ist allerdings nur eine Abbruchkante, die anscheinend immer wieder neu mit Hacke und Schaufel abgeschrägt wird.
Früh klingelt der Wecker, zu früh, da wir nicht berücksichtigt haben, dass zu Tansania 1 Stunde Zeitunterschied besteht. Wir warten gespannt mit dem Fernglas in der Hand am weit entfernten gegenüberliegenden Ufer und beobachten Krokodile und Flusspferde im Wasser. Die Fähre ist zu erkennen, und auch ein Fahrzeug am Ufer, das anscheinend verladen werden soll. Und tatsächlich – um 08:00 Uhr legt die Fähre mit Auto ab. Im Zickzack um die Sandbänke, gegen die Strömung, und mit zwei Anlegeversuchen, dauert es noch mal eine Stunde, bis sich die Rampe unter uns ins Steilufer bohrt. Nur an größeren Büschen und Wurzeln über Seile in Position gehalten, bearbeitet man hektisch mit Hacke und Schaufel das Steilufer und legt Bretter und Bleche aus. Runter geht immer, aber rauf kommt der Landrover aus Tansania nur durch zusätzliches Ziehen.
Als wir dann noch um Diesel gebeten werden, ist uns auch klar, warum das andere Fahrzeug einen Tag auf der anderen Seite warten musste. So ist die High-Tide längst überschritten, als wir wieder ablegen. Eine weitere Stunde zurück mit der für den Rovuma völlig überdimensionierten Fähre, und es kommt, wie es kommen muss, wenige Meter vor dem anderen Ufer laufen wir auf Grund. Auch Gewichtsverlagerungen, drücken, schieben, ziehen und fluchen, helfen nicht, ohne die nächste High-Tide in ca. 10 Stunden um 20:00 Uhr am Abend.
Als die Besatzung sich verabschiedet und ans Ufer schwimmt, machen wir es uns gemütlich und erst mal Frühstück.
Damit es am Abend nicht noch länger dauert, laufe ich am Nachmittag schon mal zur Immigration und erledige die Einreiseformalitäten.
Wir genießen die Atmosphäre auf unserm „Hausboot“ und beobachten Fischer und Tiere bis zum Sonnenuntergang. Gerne hätten wir auch noch die Nacht auf dem Fluss verbracht.
Es ist schon dunkel, als wir leichte Bewegungen des Untergrunds bemerken, und auch die Besatzung zurückkehrt. Der Wasserspiegel ist wieder gestiegen, und ohne noch mal den Motor zu starten, kann die Fähre mit langen Seilen gedreht und zum Ufer gezogen werden, so dass wir endlich problemlos auf das hier flachere Ufer fahren können.
Karibu wa Tansania.
Siggi Bernert
Januar 2008