2022-tunesien astrid

Mai 5, 2022 | Nordafrika

Zwei Kamele für mich ist zu wenig

Zum Auslandstreffen 2022 nach Douz in Tunesien

Reisebericht von Astrid Schüler

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Das nun schon zweimal verschobene Auslandstreffen fand endlich Ostern 2022 in Douz in Tunesien statt.
Die bisher existierenden Corona-Reisebeschränkungen wurden durch vorzuweisende Hotelreservierungen abgelöst. Um diese zu erhalten, waren intelligente und phantasievolle Lösungen gefragt. Alle 27 angemeldeten Fahrzeuge haben letztendlich ihr Ziel erreicht. Und noch einige mehr, die wir unterwegs, teils schon auf der Fähre, als neue Mitglieder gewinnen konnten. Und, wie erfreulich, auch Familien sind dabei, die unseren Altersdurchschnitt senken. Jochen und ich sind schon zwei Wochen vorher angereist. Für mich eine erste Reise dieser Art in Tunesien.

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el-jem 02-680x306.jpgÜber Kairouan, das Teppich-Paradies, nach El Djem mit dem zweitgrößten Amphitheater nach dem in Rom, und weiter über Sfax und Gabes nach Matmata, dem Ort mit den Erdhöhlen-Wohnungen.

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Matmata 02.jpgEs leben noch über 700 Menschen dort, unter anderem, weil sie keine Steuern zahlen müssen. Weiter ging’s nach Chenini, einem hoch auf dem Berg gelegenen Berberdorf mit gut erhaltenen ungenutzten Ghorfas (meist in mehreren Ebenen übereinander angeordnete – gewölbte Speicherkammern). Es gibt dort ein schönes Höhlen-Hotel und -Restaurant.

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Cheninini Gorfas 03.jpgDas nächste Ziel war Ksar Ghilane mit der artesischen Quelle, in der auch wir im warmen Wasser badeten. Endlich den Sand vom andauernden starken Wind abspülen!

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Ksar Ghilane Camping 03.jpgVon da an ging’s mit Tim und Bernd weiter über Douz zum Sandrosenfeld, wo wir übernachteten und einen einmalig schönen Sternhimmel sehen konnten.

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Sandrosen 04a.jpgAm nächsten Tag fuhren wir zwischen dem Chott El Jerid, dem riesigen Salzsee, und der algerischen Grenze nach Nefta, um die Filmkulissen von „Star Wars“ zu besichtigen.

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Nefta Star Wars 02.jpgDie extrem aufdringlichen Verkäufer mussten wir immer wieder abwehren. Am liebsten hätte ich den dort an der Leine gehaltenen Fennek durch einen Kauf befreit. Über Tozeur und den Chott El Jerid kamen wir nach Kebili auf den Campingplatz „Les Amis du Camping“ zu Arafat und Lafita (wärmstens zu empfehlen).

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Kebili Camping Latifa und Arafat 01.jpgDa ja Ramadan war, erstarb das Straßenleben schlagartig ab Sonnenuntergang um etwa 19 Uhr. Alles wirkte dann wie ausgelöscht. Ab etwa 19:30 Uhr belebte es sich aber wieder. Wir kamen gegen Montagmittag wieder in Douz an und hissten auf dem Campingplatz die Club-Fahne. Unser Bereich dort sah etwas klein aus, aber letztendlich reichte es für alle Fahrzeuge. Am Nachmittag trudelten die ersten mit großem Hallo ein.

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Treffen in Douz 02.jpgWir ließen den Abend ausklingen mit Erzählungen über Erlebtes. Ben, der für Dienstagabend zwei Hammel organisiert hatte, schnippelte schon fleißig am Salat. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön für seine Arbeit und sein Engagement für unseren Sahara Club. Tagsüber wurden hier und da Ausflüge in den Sand gemacht. Andere bummelten durch den Souk von Douz, fachsimpelten oder erzählten Anekdoten über vergangene Reisen. Eine schöne Feier einer großen reiselustigen Familie, die sich endlich mal wiedersehen konnte. Um 18 Uhr versammelten sich alle zum Gruppenfoto. Die Hammel, gebraten und in Alu-Folie eingepackt, wurden auf einem Moped geliefert. Der typisch tunesische Couscous, der Salat, das Gemüse mit Harissa und Brot war en angerichtet. Birte eröffnete nach einer kleinen Ansprache das Buffet. Es war ein lustiger, unterhaltsamer und schöner Abend.

Treffen in Douz 04-680x453.jpgAm nächsten Tag machten sich einige, wie wir auch, leider wieder auf den Weg nach Hause, während Birte und Michael die „Neulinge“ und andere mit zu einer Tour ins Sandrosenfeld nahmen.

Ach ja, warum zwei Kamele für mich zu wenig sind? Jochen wurde angesprochen, mich für zwei Kamele einzutauschen. Das brachte mich „erbost“ zu einer Internetsuche. 35 Kamele wäre ich wert gewesen! Das könnte ihr auf der Internetseite „kamelrechner.eu“ für euch selbst nachschauen. Damit habt ihr immer einen ehrlichen Umtauschkurs.

Tozeur Ziegelbau 01.jpgMein Resümee dieser Reise als Anfänger:
1. Die Menschen sind durchweg freundlich und hilfsbereit
2. Das „laissez-faire“ überträgt sich auf mich
3. Der allgegenwärtige Müll schockiert mich
4. Tunesien ist eine riesige Baustelle, überall unfertige Häuser
5. Die Wüste hat mich eingefangen und überzeugt mich mit großen landschaftlichen Reizen und Überraschungen.
Also, ich muss, ich komme wieder.

Von den Bauern der Umgebung wird hier Käse und Salami verkauft. Mit Guanakokäse und Lamasalami eingedeckt, fuhren wir bis zum Abzweig in den Nationalpark „Los Cardones“. Kaum hatten wir einige Kilometer Schotter zurückgelegt, wuchsen erneut die Kandelaber Kakteen, Unmengen und hinterlegt mit einer tollen Felsszenerie. Farbige, zerklüftete Berge mit den Kakteen davor, einfach toll. Nach dem Park ein Picknickplatz, perfekt zum Übernachten, wüstenhaft wie wir es lieben.

Wir erreichten die Ruta 40 mit 5301km eine der längsten Fernstraßen der Welt. Auf ihr folgten wir einem Fluss, der die Talsohle in ein leuchtendes Grün verwandelt. Das Wasser wird durch kleine Kanäle auf die Felder geleitet. Der touristischen Ort Cachi. Er ist schön hergerichtet, an der Plaza steht die Kirche mit einer Decke aus Kakteenholz. Nette Häuschen mit einem Säulengang davor säumen den Weg. Ein kleiner Rundgang durch das Dorf. Vielen Restaurants mit etlichen Tischen zeugen von dem Geschäft das man hier macht.

Die Ruta 40 ist am Anfang noch geteert, aber dieser verschwindet bei dem Abzweig der Ruta 33 und führt als Schotterstraße weiter. Langsam steigt die Straße an. Bei 3200m suchten wir mittags schon einen Platz. Susi ging’s nicht gut, wir vermuteten das wir zu schnell an Höhe gewannen. So fuhren wir etwas tiefer und übernachteten auf 2700m.

Anderntags zurück zur Ruta 33. Kurz vor der Passhöhe tauchten wir in dichten Nebel mit starken Nieselregen. Auf der nassen Schotterstraße rollten wir vorsichtig nach unten. In jeder Furt fliest nun ein Bach. Unzählige Steine auf der Straße zeugen von dem instabilen Erdreich. An einer größeren Furt stand schon die Polizei und leitete den Verkehr durchs Wasser. Mit den kantigen, großen Steinen möchte ich hier nicht mit einem normalen Wohnmobil durch.

In Rosario de Lerma fuhren wir auch schon wieder in die hohen Berge. Der Rio Toro, die Straße und die Eisenbahnstrecke von 1927 teilen sich das Tal. Die vielen Furten führen auch hier Wasser. Abseits, an der alten Straße, übernachteten wir bei 2000m. Mit Sonnenschein und blauen Himmel starteten wir anderntags. Die Berge boten ein Farbenspiel in verschiedenen Erdtönen und sind sehr gefaltet. Im Dorf El Alfarcito machten wir Halt, sehenswert die kleine Kirche, die auch mit Kaktusholz ausgestattet wurde.
Gute zwei Kilometer nordwestlich von Santa Rosa de Tastil befinden sich Ruinen. Ein kleiner Rundgang verschaffte einen Überblick über die Anlage auf 3800m. Tastil wurde von den Atacameño im 15. Jahrhundert erbaut. Vor der Belagerung durch die Inkas waren es über 2.000 Einwohner. Sie betrieben Landwirtschaft mit Quinoa, Mais und Lama Haltung. Die Bauten bestanden aus Sandstein ohne Mörtel. Das Wegelabyrinth führt zum zentralen Platz, der um eine Wanka (einen heiligen Stein) gebaut wurde.

Noch 40 km nach San Antonio de los Cobres, dazwischen eine Passhöhe mit 4080m, dann erreichten wir den Bergbau bzw. Minenort. Man fühlt sich schon irgendwie am Ende der Welt, staubig, die Häuser zweckmäßig. Zum Einkaufen fanden wir einen Laden. Der Verkauf erfolgte durch ein kleines Fenster. Man hat das Notwendigste bekommen. Das nächste Ziel, Viaducto La Polvorilla. Das bekannteste der Viadukte des Ramal C-14, der argentinischen Bahnstrecke Salta–Antofagasta. Der Tren a las Nubes (Zug zu den Wolken) verkehrt heute für Touristen auf einem Teil der Strecke und überquert das 63m hohe Viadukt. Diese 229m lange Stahlbrücke, in Eiffelturm  Bauweise liegt auf 4200m Höhe. 1921 ist das eine großartige Bauleistung gewesen.

Darunter verläuft wieder die Ruta 40. Sie führt im Bachbett das Tal hinauf. Einige Gehöfte passierten wir, sie kommen unseren Almen gleich. Wir sahen die ersten Lamas, putzig mit den bunte Quasten an den Ohren. Dann öffnete sich das Tal in eine weitläufig Landschaft. Auf breiter Schotterstraße entlang des Vulkan Cerro Tuzgle, 5486m. Eine tolle Landschaft, wenn auch das Wellblech etwas nervt. Eine warme und duftende Therme am Wegesrand lud uns jetzt nicht wirklich ein. Der warme Bach begleitete uns einige Zeit. Riesige abgebrochen Felsen säumen das Tal. Danach abermals eine riesige Ebene, die vereinzelten Ortschaften wirken traurig. Auf einer Steinfläche mit Blick auf Berge, Fluss und Lamas, verbrachten wir den Rest des Tages.

Der Wind blies kräftig und trocknete uns aus. Susques an der Ruta 52 bietet nicht viel Einkaufsmöglichkeiten, man freute sich über ein paar Zwiebel und Tomaten. Durch karge Berge ging es steil hinab auf 3500m man erreichten den Salar Salinas Grandes. Über den Salar fuhr eine Führerin voraus und erklärt alles Wissenswerte, auch die Probleme des Lithiumabbaus.

Der viertgrößte Salar Südamerikas entstand vor 10 Millionen Jahren durch den Aufprall tektonischen Platten. Durch die nicht mehr ablaufenden Flüsse staute sich das Wasser und verdunstete. Die Salzschicht ist nur 10 cm dick. Wir sahen die Ojos – die Augen, natürlichen Löcher und die Piletas – die Becken zum Abbau. Die erste Gewinnung ist Speisesalz, die zweite Industriesalz, zuletzt Viehsalz und Blöcke für Konstruktionen. Anschließend machte Blanca noch nette Fotos von uns zur Erinnerung.

Die Ruta 52 führt nochmal auf 4200m Höhe. Im zweiten Gang rollten wir dann nach unten. Keiner fährt hier schnell. Eine grandiose Landschaft. Die Berge bestehen auch wieder aus Lehm und Sand gebackenen Geröll. Bei unserem Regen zuhause würde das nicht lange halten. In Purmamarca, mit den bunten Felsen im Hintergrund, machten wir eine kleine Runde durch den Ort. Voll auf Touristen ausgelegt. Unzählige Souvenirstände, mit Sachen die man nicht braucht, dazwischen Cafés und Restaurants.

Etwas weiter, eigentlich um die Ecke, waren wir in Tilcara. Wir stellten uns auf den Campingplatz und liefen in den Ort zum Essen. Auf dem Rückweg noch zum Hauptplatz, die Verkaufsstände begutachten. Zum Abschluß noch ein leckeres Eis zur Belohnung, ein hübscher Ort.