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Dez. 5, 2022 | Nordafrika

Algerien im Herbst 2022 – Teil I


Aus dem Tagebuch von Astrid Schüler

Von Genua nach La Goulette

Wir haben den Hafen von Genua erreicht. Jetzt warten wir auf die Abfahrt der Carthage und sind dann 24 Stunden auf der Fähre. Vorher noch die Ausreisestempel und eine tunesische Sim-Karte besorgen. Pünktlich legt die Fähre in La Goulette an. Ein Gewusel, ab zum Auto, alles wieder einräumen, und schon geht es raus aus dem dicken Bauch der Fähre. Nun noch die Formalitäten, Polizei, Zoll. Und dann ab nach Nabeul zum Campingplatz.

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Nabeul, Camping Jasmin

Angekommen auf dem Campingplatz und gleich ins Restaurant nebenan. „Brique Oeuf“ ist Pflicht hier. In Blätterteig gebackenes Ei, wahlweise mit Thunfisch oder Fleisch. Dazu ein leckeres Celtic Bier. Es sind draußen 28°, was auch die Mücken schwirren lässt. Wie sich die Landschaft auf der Fahrt verändert! Von grünen Olivenhainen und knallgrünen Gewürzfeldern zu brauner Savanne. Berge begleiten uns auf östlicher und südwestlicher Seite. Und leider der Müll!! Der Müll, wie sehr mich das doch schockt. Im Lokal, blitzsauber. Die Märkte an der Strasse … Und so reizvoll und freundlich die Menschen. Ein bißchen wie 1001 Nacht. Es wird immer trockener, bald sind wir in Tozeur, ganz im Süden. Palmenhaine sind da, wo es Wasser gibt.

Nefta, Hotelparkplatz Carawanserail

Viele Eindrücke unterwegs. Warnung vor freilaufenden Kamelen. Ein großer Salzsee in der Ferne. Es geht Richtung Westen in die untergehende Sonne. Einen Übernachtungsplatz finden wir in Nefta auf dem Parkplatz des Hotels Caravansérail . Wir sind die einzigen Gäste. Das Hotel öffnet erst im November, wir werden aber bedient und bekommen unser „Anlegerbier“. Noch 25 Kilometer bis zur Grenze. Nächster Morgen, an der Grenze, das wird dauern. Erst Polizei, dann Zoll, dann Deklaration unserer Euros, Versicherung abschließen fürs Fahrzeug. Auto anschauen lassen. Mist, haben das Fernglas nicht versteckt, aber sie lassen es uns, um Vögel zu beobachten. Während wir warten, fahren zahllose Mercedes 200 Diesel, z.T. völliger Schrott, über die Grenze. Noch ein Foto mit einem Beamten, sie sind alle sehr freundlich hier. Nach über drei Stunden an der Grenze nach Algerien, wo uns Klikli (unser obligatorischer Targi-Führer) empfängt, geht es endlich weiter. El Oued, die Stadt der 1000 Kuppeln. Der Markt ist voll zugange. Die Menschen sind lebhaft auf der Strasse unterwegs. Wir werden mit Winken und Lächeln begrüßt. Keine steinwerfenden Kinder mehr wie in den 90er Jahren üblich.

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Touggourt

War schon lange, die Fahrt heute. In den zur Mittagszeit menschenleeren Ortschaften sind überall 30er Zonen und auf den Straßen alle paar Meter große asphaltierte Schwellen. Für uns nicht so gut, weil wir dadurch sehr langsam sind. Zwischendrin ist die Straße gesäumt von Palmen mit tiefhängenden Ästen voller Früchte. Palmenhaine in großen Trichtern. Nur die grünen Palmwedel schauen heraus. Unermüdlich werden die Palmen wieder freigeschaufelt, um sie bewässern zu können. Reizvolle farbliche Kontraste entstehen, während wir in die Dämmerung fahren. In Touggourt finden wir bald unseren Übernachtungsplatz im Hotel Oasis. In der Nacht rappelt es plötzlich am Mog. Diebe? Aber wir stehen auf dem abgeschlossenen Parkplatz des Hotels. Ich sehe noch zwei Hotelangestellte weggehen. Am nächsten Morgen ist die Schaufel weg. Einfach die Gurte mit einem Messer durchgetrennt. Wir wollen Geld holen, was sich als sehr langwierig entpuppt, drei Stunden dauert es! Weiter geht es mit Polizeibegleitung. Sind bis in die Dämmerung gefahren und haben irgendwo in den Dünen übernachtet. Am nächsten Tag nach Hassi Messaoud, eine Erdölstadt. Rauchwolken sind schon von weitem zu sehen. Die Strecke ist eher langweilig. Wann kommen wir endlich in Illizi an?

Cafe Bermuda Dreieck

Diese so bezeichnete Position ist ein besonderer Ort. Hier stand vor 20 Jahren noch ein alter, nicht fahrbereiter LKW, in dem ein Einsiedler lebte. Er bot den vorbeikommenden Fahrern, von denen er mit Wasser und Lebensmitteln versorgt wurde, Kaffee oder Tee an. In primitivster Form, glücklich, hier zu leben, immer lächelnd, ohne Zähne, gastfreundlich. Jochen war auf seinen Fahrten in den 90ern ein gern gesehener Gast. Nun ist der Mann verstorben, aber die Saharafahrer machen immer noch mal einen Halt und gedenken seiner. Weiter geht‘s in einem Gassi, einer flachen Ebene zwischen den Dünen. Es wird immer enger, zum anfassen nah, die großen Sandhaufen.

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Hassi Bel Guebbour.

Pause im Off. Eine Tankstelle, ein Café. Polizeiwechsel. Zwei sehr nette und aufgeschlossene Polizisten begleiten uns nun bis Illizi. Die Dünen sind erstmal weg, stattdessen kleine Tafelberge zu beiden Seiten. Helles und dunkles Gestein. Man schaut ins Unendliche.

Ohanet

Endlich am nächsten Übernachtungsort angekommen, dauert es eine halbe Stunde, bis die Polizei entschieden hat, wo wir uns zur Nacht niederlassen dürfen. Wir werden rund um die Uhr bewacht. Nicht, dass es besonders gefährlich wäre, aber seit den Entführungen 2003 ist der Tourismus ja völlig eingebrochen, und nun ist man sichtlich um uns bemüht und zeigt Präsenz. Erst ab Illizi werden wir mit unserem Führer Klikli alleine sein.

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Hassi Bel Guebbour

Pause im Off. Eine Tankstelle, ein Café. Polizeiwechsel. Zwei sehr nette und aufgeschlossene Polizisten begleiten uns nun bis Illizi. Die Dünen sind erstmal weg, stattdessen kleine Tafelberge zu beiden Seiten. Helles und dunkles Gestein. Man schaut ins Unendliche.

Ohanet.

Endlich am nächsten Übernachtungsort angekommen, dauert es eine halbe Stunde, bis die Polizei entschieden hat, wo wir uns zur Nacht niederlassen dürfen. Wir werden rund um die Uhr bewacht. Nicht, dass es besonders gefährlich wäre, aber seit den Entführungen 2003 ist der Tourismus ja völlig eingebrochen, und nun ist man sichtlich um uns bemüht und zeigt Präsenz. Erst ab Illizi werden wir mit unserem Führer Klikli alleine sein.

Mufflonsprung

Kurzer Stopp am Grand Canyon Algeriens. Die Abbruchkante des Tinrhert Plateaus mit dem sogenannten Mufflonsprung zieht sich bis nach Libyen. Unterhalb eine riesige Ebene, in der Öl-Pipelines und kleine Arbeitersiedlungen liegen. Bereits vor 20 Jahren, als Jochen in Algerien war, stand an dieser Stelle diese Telefonzelle ohne Funktion. Weiter geht‘s über eine recht eintönige Ebene. Bald sehen wir den Erg Bourarhet vor uns liegen, wie die Alpen schaut er aus, nur eben aus Sand. Die Formen, die der Wind entstehen lässt, sind wunderschön. Ein bisschen wie Baiser auf der Torte oder die Sahne auf dem Kuchen. Kurze Pause an einer Tankstelle, alle Tanks befüllen, 300 Liter für 50 Euro. Nun folgt die Steinwüste. Eine bis an den Horizont reichende schwarze Ebene. Wie aus dem Nichts, grüne Bäume und Sträucher, die Straße wird gesäumt von kleinen Dünen und einer Bergkette.

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Illizi, Stadt-Camping

Nach einem weiteren langen Reisetag endlich in Illizi ankommen, vorbei an dem markanten Fort de Polignac. Nun ja, der Campingplatz von Ahmed Zegri ist eher gewöhnungsbedürftig. Aber immerhin können wir mit einem Wasserschlauch duschen. Am Abend sind wir bei Ahmed eingeladen. Schuhe ausziehen, auf die Matratzen setzen, Hände waschen. Wir bekommen Couscous mit Hühnchen und Gemüse, zum Nachtisch Obst und schwarzen, zuckersüßen Tee. Sabine und ich dürfen zu den Frauen und Kindern im Nebenraum. Töchter, Schwiegertochter, Kinder, ein Baby. Alle kichern, sind verlegen. Wir werden sehr freundlich begrüßt, geben ein paar kleine Geschenke ab, doch Unterhalten ist nicht möglich, keine der Frauen spricht Französisch, geschweige denn Englisch. Später werden wir wieder zum Campingplatz zurückgefahren. Wir beschließen, heute noch hier zu bleiben. War doch recht anstrengend. Die Strecke von der algerischen Grenze bis Illizi 1332 Kilometer, bei einem Schnitt von 50 bis 60 km/h. Heute Abend noch mal bis zum Anschlag volltanken, denn morgen geht‘s endlich ins Gelände. Ohne Polizei!! Die nächste Tanke ist erst wieder in Djanet. Es ist für mich alles so unfassbar, unglaublich und neu, ganz anders als alles, was ich bisher vom Reisen kenne. Man kann dieses Land nicht durch Erzählen und Bilder wiedergeben. Fragt nicht, was mich hier so verzaubert, ihr müsst es selbst erleben.

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Übernachtung im Oued Samene

Jetzt geht‘s endlich auf die Piste. Mal sandig, mal steinig, mal auf und mal ab, nicht in irgendeiner Form befestigt oder markiert, aber eindeutig sichtbar. Nach einem tollen Aussichtspunkt, wo Skarabäuskäfer-Spuren zu sehen sind, kommen wir an eine Wasserstelle, alles hier ist sooo grün. Unter einer großen Akazie neben der Piste machen wir Pause. Ganz schön viel Kriechgetier hier. Große Ameisen, die mich beißen. Der Baum ist voller Vögel, und es geht recht laut zu. Sogar einen Moulamoula (Weißbürzel-Steinschmätzer) sehen wir! Der Untergrund wird weich. Wir müssen Luft aus den Reifen lassen. Von 4,5 auf 2,5 Bar. Schlafplatzsuche. Vor einer großen Düne finden wir einen schönen Platz. Klikli schreibt hier unsere Namen auf Tifinagh (Touareg-Schrift) in den Sand der Dünenkante.

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Erg Issaouane trifft Erg Tifernine

Im Westen die Berge des Oued Mellene, im Osten die Dünen des Erg Issaouane. Dazwischen immer wieder monotone, flache Landschaft, die aber hier und da mit Grün aufgepeppt wird. Eine Augenweide, die mir auch immer wieder mal ein „Whow“ entlockt. Gräberpiste wird die Strecke genannt. Nicht weil sie so gefährlich ist, sondern weil entlang der Piste Gräber von Franzosen aus der Kolonialzeit liegen. Sie sind mit Steinen deutlich markiert und völlig intakt. Palmen und andere Bäume zeigen schon von weitem, da ist Wasser, ein Bir (Quelle) oder Hassi (Brunnen). Wir treffen auf Tuareg, die ihre Kamele suchen. Es ist die Zeit der „Babys“. Die Kamelkuh muss gemolken werden, ein mühsames Unterfangen. Bitterkürbisse liegen überall herum, doch sie schmecken wohl nur den Eseln, die hier vorbeiziehen, für uns sind sie ungenießbar.

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Übernachtung südlich des Gara Kranfoussa

Auf dem Weg zum Gara Kranfoussa haben wir einen Spitzen-Übernachtungsplatz gefunden. Wir verschwinden wegen starken Windes in einer Dünenkuhle. Natürlich klettern wir die Düne hoch. Habt ihr eine Vorstellung, wie hoch das ist? Wie unendlich weit? Das funktioniert nur real. Im Sand finden wir in gleichmäßigen Abständen kleine Sandhäufchen. Sie stammen von hier lebenden Sandfischen, einer Eidechsenart, die man so gut wie nie zu sehen bekommt. Wir leider auch nicht. Gara Kranfoussa bedeutet Zeugenberg. Der Versuch, dorthin zu fahren, scheitert, weil die Dünen zu steil sind. Doch es gibt noch eine andere Piste, aber Klikli meint, die könne man nicht mehr fahren. So tasten wir uns auf dieser anderen Piste so nah wie möglich an den Berg heran. Dann steigen wir aus und laufen zu Fuß auf eine Anhöhe. Ja, man sieht ihn in voller Größe. Wie der Rücken eines Käfers schaut er aus dem Sand. Man kann ihn auch besteigen.

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IGN 61, Franzosenpiste zum Gara Kranfoussa

Mithilfe von Koordinaten einer früheren Reise haben wir die Franzosenpiste wiedergefunden. Ist ein wenig verweht. Wir rufen die anderen über Funk zurück. Jochen will es wissen. Drei riesige Hügel sind zu überqueren. Sabine hat den stärksten Wagen. Ich fahre mit ihr, um die Strecke zu checken. Das war Adrenalin pur, mit Vollgas über die Piste und die drei steilen und plötzlich abfallenden Hügel. Der Mog hätte es langsam krabbelnd geschafft, aber der andere Mitfahrer hat keine Erfahrung und traut es sich nicht zu. Nun, so lassen wir es und fahren ins Oued Mellene, ein etwa fünf Kilometer breites Trockenflussbett, auch als Reibschalen-Tal bezeichnet. Das macht Spaß, entlang des Erg Tifernine mit den höchsten Dünen der Welt, über 400 Meter über Grund. Hier können wir Gas geben. Mit 60 km/h rauf und runter. Das lange Tal immer vor Augen. Wir halten Ausschau für die nächste Nacht, fahren einfach auf die riesige Düne zu und finden einen Panoramaplatz. Leider ist heute abend viel Wind, so dass bald alles voll mit feinem Sand ist. Die Zähne knirschen, die Haut bekommt ein Dauerpeeling. Aber die Aussicht ist grandios. Ich laufe am Dünenrand einmal um diese Düne. Riiiiiesig.

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Zeitlupentour durch die Bachbettpiste

Das war ein Erlebnis ohnegleichen! Der Einstieg war schon ein Abenteuer. Wir mussten uns mehrmals den Weg freiräumen von großen Granitbrocken, damit der Mog dran vorbei kommt. Mit Hebestange, Steine unterlegen oder wegrollen. Oder mal eine Rampe bauen, damit er darüberfahren kann. Die Piste ist schmal, aus meist runden Steinen, aber überhaupt keine gerade Fläche. Schnittgeschwindigkeit 3 km/h. Wäre eine coole Wanderung zu Fuß gewesen. Alle sind froh, es ohne Autoschäden geschafft zu haben. Wir müssen unsere Route ändern, weil wir mehr Zeit als geplant brauchen. Der Mog ist zu langsam und die Wege oft schwieriger als erwartet zu befahren. Viele Pausen zum Fotografieren oder Besprechen. Also wieder zurück Richtung Illizi. Auf einer breiten Piste durch die Dünen des Erg Amastane, viel kleiner als die anderen Dünengebiete.

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Zum Ain el Hadjadj

Der Brunnen Ain el Hadjadj ist unser Ziel. An dem alten Gemäuer des französischen Forts finden wir Blechdosen, mit dem Ablaufdatum vom 02.02.1916! Über 100 Jahre alter Müll und noch gut zu erkennen. Der Brunnen wurde modern mit einer neuen Solar-Pumpe ausgestattet. Das Brunnenwasser sieht zwar brackig aus, aber man kann es bedenkenlos trinken. Kamele sieht man hier eher selten. Dafür aber wunderschöne Akazien. Doch Vorsicht vor den riesigen Stacheln. Schon manch einer ging durch den Schuh oder womöglich in den Reifen. Also lieber ein paar Meter entfernt parken. Die Farben der Sahara, eine Augenweide, ich kann mich nicht satt sehen. Okay okay, immer nur Sand, denkt manch einer, aber im Wald stehen auch nur Bäume.

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Plateau Fadnoun

Erst mal geht‘s über das Plateau Fadnoun. Eine lange Strecke, schwarzes Gestein, meist Granit. Zum Glück asphaltiert. Jochen kennt es noch als Piste, die war mühsam zu fahren. Aber selbst die Steine bieten hier und da ein schönes Bild. Fast wie aufeinander gestapelt bilden sie kleine und große Türme. Wir nehmen den Abzweig nach Afara. Zu den Felsensäulen. Unterwegs halten wir an Jahrtausende alten Felsmalereien an. So gut erhalten, als wären sie gestern gemalt worden.

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Von den Bauern der Umgebung wird hier Käse und Salami verkauft. Mit Guanakokäse und Lamasalami eingedeckt, fuhren wir bis zum Abzweig in den Nationalpark „Los Cardones“. Kaum hatten wir einige Kilometer Schotter zurückgelegt, wuchsen erneut die Kandelaber Kakteen, Unmengen und hinterlegt mit einer tollen Felsszenerie. Farbige, zerklüftete Berge mit den Kakteen davor, einfach toll. Nach dem Park ein Picknickplatz, perfekt zum Übernachten, wüstenhaft wie wir es lieben.

Wir erreichten die Ruta 40 mit 5301km eine der längsten Fernstraßen der Welt. Auf ihr folgten wir einem Fluss, der die Talsohle in ein leuchtendes Grün verwandelt. Das Wasser wird durch kleine Kanäle auf die Felder geleitet. Der touristischen Ort Cachi. Er ist schön hergerichtet, an der Plaza steht die Kirche mit einer Decke aus Kakteenholz. Nette Häuschen mit einem Säulengang davor säumen den Weg. Ein kleiner Rundgang durch das Dorf. Vielen Restaurants mit etlichen Tischen zeugen von dem Geschäft das man hier macht.

Die Ruta 40 ist am Anfang noch geteert, aber dieser verschwindet bei dem Abzweig der Ruta 33 und führt als Schotterstraße weiter. Langsam steigt die Straße an. Bei 3200m suchten wir mittags schon einen Platz. Susi ging’s nicht gut, wir vermuteten das wir zu schnell an Höhe gewannen. So fuhren wir etwas tiefer und übernachteten auf 2700m.

Anderntags zurück zur Ruta 33. Kurz vor der Passhöhe tauchten wir in dichten Nebel mit starken Nieselregen. Auf der nassen Schotterstraße rollten wir vorsichtig nach unten. In jeder Furt fliest nun ein Bach. Unzählige Steine auf der Straße zeugen von dem instabilen Erdreich. An einer größeren Furt stand schon die Polizei und leitete den Verkehr durchs Wasser. Mit den kantigen, großen Steinen möchte ich hier nicht mit einem normalen Wohnmobil durch.

In Rosario de Lerma fuhren wir auch schon wieder in die hohen Berge. Der Rio Toro, die Straße und die Eisenbahnstrecke von 1927 teilen sich das Tal. Die vielen Furten führen auch hier Wasser. Abseits, an der alten Straße, übernachteten wir bei 2000m. Mit Sonnenschein und blauen Himmel starteten wir anderntags. Die Berge boten ein Farbenspiel in verschiedenen Erdtönen und sind sehr gefaltet. Im Dorf El Alfarcito machten wir Halt, sehenswert die kleine Kirche, die auch mit Kaktusholz ausgestattet wurde.
Gute zwei Kilometer nordwestlich von Santa Rosa de Tastil befinden sich Ruinen. Ein kleiner Rundgang verschaffte einen Überblick über die Anlage auf 3800m. Tastil wurde von den Atacameño im 15. Jahrhundert erbaut. Vor der Belagerung durch die Inkas waren es über 2.000 Einwohner. Sie betrieben Landwirtschaft mit Quinoa, Mais und Lama Haltung. Die Bauten bestanden aus Sandstein ohne Mörtel. Das Wegelabyrinth führt zum zentralen Platz, der um eine Wanka (einen heiligen Stein) gebaut wurde.

Noch 40 km nach San Antonio de los Cobres, dazwischen eine Passhöhe mit 4080m, dann erreichten wir den Bergbau bzw. Minenort. Man fühlt sich schon irgendwie am Ende der Welt, staubig, die Häuser zweckmäßig. Zum Einkaufen fanden wir einen Laden. Der Verkauf erfolgte durch ein kleines Fenster. Man hat das Notwendigste bekommen. Das nächste Ziel, Viaducto La Polvorilla. Das bekannteste der Viadukte des Ramal C-14, der argentinischen Bahnstrecke Salta–Antofagasta. Der Tren a las Nubes (Zug zu den Wolken) verkehrt heute für Touristen auf einem Teil der Strecke und überquert das 63m hohe Viadukt. Diese 229m lange Stahlbrücke, in Eiffelturm  Bauweise liegt auf 4200m Höhe. 1921 ist das eine großartige Bauleistung gewesen.

Darunter verläuft wieder die Ruta 40. Sie führt im Bachbett das Tal hinauf. Einige Gehöfte passierten wir, sie kommen unseren Almen gleich. Wir sahen die ersten Lamas, putzig mit den bunte Quasten an den Ohren. Dann öffnete sich das Tal in eine weitläufig Landschaft. Auf breiter Schotterstraße entlang des Vulkan Cerro Tuzgle, 5486m. Eine tolle Landschaft, wenn auch das Wellblech etwas nervt. Eine warme und duftende Therme am Wegesrand lud uns jetzt nicht wirklich ein. Der warme Bach begleitete uns einige Zeit. Riesige abgebrochen Felsen säumen das Tal. Danach abermals eine riesige Ebene, die vereinzelten Ortschaften wirken traurig. Auf einer Steinfläche mit Blick auf Berge, Fluss und Lamas, verbrachten wir den Rest des Tages.

Der Wind blies kräftig und trocknete uns aus. Susques an der Ruta 52 bietet nicht viel Einkaufsmöglichkeiten, man freute sich über ein paar Zwiebel und Tomaten. Durch karge Berge ging es steil hinab auf 3500m man erreichten den Salar Salinas Grandes. Über den Salar fuhr eine Führerin voraus und erklärt alles Wissenswerte, auch die Probleme des Lithiumabbaus.

Der viertgrößte Salar Südamerikas entstand vor 10 Millionen Jahren durch den Aufprall tektonischen Platten. Durch die nicht mehr ablaufenden Flüsse staute sich das Wasser und verdunstete. Die Salzschicht ist nur 10 cm dick. Wir sahen die Ojos – die Augen, natürlichen Löcher und die Piletas – die Becken zum Abbau. Die erste Gewinnung ist Speisesalz, die zweite Industriesalz, zuletzt Viehsalz und Blöcke für Konstruktionen. Anschließend machte Blanca noch nette Fotos von uns zur Erinnerung.

Die Ruta 52 führt nochmal auf 4200m Höhe. Im zweiten Gang rollten wir dann nach unten. Keiner fährt hier schnell. Eine grandiose Landschaft. Die Berge bestehen auch wieder aus Lehm und Sand gebackenen Geröll. Bei unserem Regen zuhause würde das nicht lange halten. In Purmamarca, mit den bunten Felsen im Hintergrund, machten wir eine kleine Runde durch den Ort. Voll auf Touristen ausgelegt. Unzählige Souvenirstände, mit Sachen die man nicht braucht, dazwischen Cafés und Restaurants.

Etwas weiter, eigentlich um die Ecke, waren wir in Tilcara. Wir stellten uns auf den Campingplatz und liefen in den Ort zum Essen. Auf dem Rückweg noch zum Hauptplatz, die Verkaufsstände begutachten. Zum Abschluß noch ein leckeres Eis zur Belohnung, ein hübscher Ort.