senegal-2019-hans-peter-hauschild-Casamance – der grüne Süden Senegals

Jul 5, 2020 | Nordafrika

Senegal- 2019 Casamance – der grüne Süden Senegals

Reisebericht von Hans Peter Hauschild

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Die europäische Eroberung Afrikas vor 500 Jahren beginnt über die großen Flüsse. Die Segelschiffe der Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer, vom Nordostwind nach Süden getrieben, brauchen Trinkwasser und Nahrungsmittel. Also hinein in die nächste schiffbare Flussmündung und ankern, vorsichtig Kontakt aufnehmen mit den Bewohnern und wenn möglich auf einer Insel im Fluss einen Stützpunkt gründen für die nächste Reise, die Nachkommenden oder den Handel. Im 19. Jahrhundert sitzen die Franzosen in der Senegal-Mündung, im Saloum-Delta und in der Casamance-Mündung, die Engländer im Gambia River und die Portugiesen an den Ufern vom Rio Cacheu und Rio Géba. Ihre Spuren sind noch heute sehr gegenwärtig, die damaligen Kolonien sind zwar unabhängige Staaten, die Staatssprachen Französisch, Englisch und Portugiesisch aber sind erhalten geblieben. Alte Bauten, Ruinen und Friedhöfe erinnern ebenfalls an Kolonialzeit und Sklavenhandel. Jiboro – Seleti heißt der Grenzübergang von Gambia in den südlichen Senegal, die Casamance, benannt nach dem riesigen Fluss, der von Ost nach West das Land prägt. Die Menschen hier, hauptsächlich Djola und Mandinka, haben wenig zu tun mit den Wolof im nördlichen Senegal. Sie wollten schon 1947 mit einem Aufstand die Franzosen verjagen und ihre Unabhängigkeit erreichen. Seitdem verfolgt ihre Partei das Ziel der Unabhängigkeit auch mit militärischen Mitteln, und das senegalesische Militär wird als fremde Besatzung empfunden. Unterstützung kommt mal aus Gambia, mal aus Guinea-Bissau, weshalb das Verhältnis des Senegal zu beiden Nachbarländern immer wieder angespannt ist.

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Neben der Straße zwischen Feldern
und Busch unvermittelt ein umzäunter Platz mit Infotafel, ein Friedhof, erinnert wird hier an die Opfer einer der größten Schiffskatastrophen seit dem Untergang der Titanic. La Joola, die Personen- und Fahrzeugfähre zwischen der Casamance und Dakar kentert völlig überladen am 26. September 2002 im Sturm vor der Gambiamündung. Die Zahl der Toten liegt bei über 1.800 Menschen. Eine genaue Untersuchung der Unglücksursache wird verschleppt, Konsequenzen werden kaum gezogen. Sechs Jahre später nimmt eine neue Fähre, die Aline Sitoé Diatta den Betrieb auf. Sie trägt den Namen einer jungen Djolafrau aus der Casamance, der Königin von Kabrousse, die den Widerstand gegen die Kolonialherrschaft anführte und 1944 nur 24 Jahre alt im französischen Zwangsexil in Timbuktu starb. Dieses Schiff stellt nun die Verbindung nach Dakar her.

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In Seleti weisen die Zöllner je nach Tageslaune schon mal Touristen zurück. 2018 geht hier, ohne vorher in Dakar bearbeitetes Carnet, gar nichts. 2019 haben wir eins und no problem. Diana, Abene und Kafountine liegen in Strandnähe umgeben von Mangrovensümpfen, abgelegen, erreichbar nur über Diouloulou. Die Orte sind ein Paradies für Aussteiger, Rastas, Ganja-freunde, Europäer, Musiker und unseren Freund Dietmar, der hier ein Grundstück mit Haus und Garten hat. Mehrere Monate im Jahr verbringt er abseits der großen Touristenrouten im Wäldchen hinter den Stranddünen. Der Wächter, Francois, ein junger Djola, hat zum Schutz vor Dieben und Einbrechern das Grundstück rund um die Wohnhäuser mit Fetischen markiert. Wir fühlen uns sicher, schlafen aber doch lieber im Bulli. Noch wenige Tage ist Dietmar hier, und die verbringen wir zusammen, lassen uns die Gegend zeigen und besuchen ein Festival in Abene.

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Über Bignona umrunden wir die küstennahen Mangrovensümpfe und sind schnell in Ziguinchor, der Casamance-Hauptstadt, bis hierher kommen die großen Schiffe. Eine Furt und dann eine Brücke queren den Fluss. Die Stadt am Südufer döst in der Nachmittagssonne, der Verkehr stockt, vor uns steigen ein paar jüngere Männer aus Autos, schnell entwickelt sich eine üble Schlägerei, immer druff mit den Fäusten. Vorsichtig schlängeln wir uns vorbei, nur weg hier, bevor die Polizei kommt.
Das Konsulat von Guinea–Bissau ist ein unscheinbares Gebäude an einer sandigen Nebenstraße, erkennbar am Wappen und der Flagge im Hof und einem Zettel am Tor mit dem Hinweis, eine Telefonnummer anzurufen, wenn niemand da ist. So ist es, aber wir wollen ja auch noch zur Atlantikküste bei Kap Skirring, also kommen wir später noch mal vorbei. Um die Ecke und zurück zur Teerstraße – doch Halt! – sitzen da nicht in dem Haus mit der offenen Tür zwei junge Männer an Nähmaschinen? Sie schauen uns an und sind verwundert, haben aber etliche Stoffe da, und schnell werden wir uns handelseinig, unverhoffter Verdienst vor dem Abendessen.
Im Hafen der Stadt kann man ruhig stehen und das Leben am Fluss beobachten, die Boote der Fischer, die Vogelwelt, die täglichen Arbeiten der Menschen. Der Camping Casamance bei Rokhi ist Treffpunkt Reisender, hier gibt es gutes Essen, man startet zu Fuß zur Stadterkundung. Der Stadtkern Quartier Escale zwischen Fähranleger und Kreisverkehr mit Alleen und Gebäuden im Kolonialstil lädt zu einem beschaulichen Rundgang und Geschäftsbummel ein.

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Ein Traumstrand ist die Südküste der Casamance zwischen der Flussmündung und dem südlichsten Ort Kabrousse an der Grenze zu Guinea-Bissau (ohne Grenzübergang). Kap Skirring hat einen internationalen Flughafen, über den in guten Jahren viele Familien aus Frankreich und Nordeuropa einfliegen, Hotels, Geschäfte und Bewachung prägen diesen Küstenabschnitt. In einem modernen Wasserwerk in der Nähe wird das Mineralwasser „Casamancaise“ abgefüllt und dann in 1,5-Literflaschen in ganz Senegal verkauft. In Diembering, dem etwas verloren wirkenden nördlichsten Dorf am Strand, versuchen wir, auf der sandigen Piste durch die Dünen an den Strand zu fahren. Schnell stecken wir fest und kommen erst mit Schaufeln und Luftablassen wieder frei.
Elinkine liegt malerisch an einem Bolong – einem von Mangroven gesäumten Nebenarm des großen Flusses. Das Dorf Campement direkt am Ufer bietet neben einem Restaurant auch Stellplätze, die Dusche befindet sich in einer der Rundhütten. Im Ort werden Fischerboote entladen und auf Gestellen große Mengen Fisch getrocknet, der einen starken Geruch verströmt und Fliegen anzieht. In Säcke verpackt landet der Fisch auf einem riesigen Lkw aus Ghana, dorthin, 1.500 km entfernt, wird er exportiert!
Das Leben in Elinkine ist beschaulich und ruhig, eine gute Straße führt hierher, es gibt eine Post, eine Bank und Restaurants, niemand bedrängt uns, und wir fühlen uns wohl. Der abendliche Blick durch die Palmen über den träge fließenden Bolong in den roten Abendhimmel ist der ewige Traum vom tropischen Paradies. Lautlos gleiten die bunten Pirogen der Fischer in die untergehende Sonne Richtung Meer. Wir bleiben mehrere Tage, und die Trennung fällt nicht leicht.

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Jetzt um den Jahreswechsel sind etliche Rucksacktouristen da, einige junge Franzosen aus Bamako, Niamey und Abidjan, und verbringen hier ein paar ruhige Tage. Mit Joel und Anni kommen wir ins Gespräch und verabreden uns zu einem Ausflug ins Nachbardorf Mlomp, dort gibt es ein Impluviumhaus (Regenhaus) zu besichtigen. Im klapprigen Taxi geht es am nächsten Tag zu sechst los, um uns nur noch die Blechkarosse. Die Straße unter uns ist durch Löcher im Boden des Wagens zu sehen.
Zehn Kilometer sind schnell gemacht, das große runde Haus, umgeben von riesigen Kapokbäumen, ist als Museum hergerichtet. Es war früher als Wehranlage gebaut, in die sich das ganze Dorf bei Bedrohung zurückziehen konnte. Das Dach ist nach Innen geneigt und hat in der Mitte eine Öffnung, durch die das Regenwasser in ein Brunnenbassin fließt. Somit war die Wasserversorgung sicher, und die Bevölkerung konnte eine längere Zeit hier ausharren. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist ein zweistöckiges Haus aus alter Zeit, nur noch selten in so gutem Erhaltungszustand hier anzutreffen. Natürlich zahlen wir Eintritt, machen noch einen Rundgang durchs Dorf und haben Gelegenheit, vor Ort gebrannten Palmschnaps zu probieren und in Flaschen zu kaufen.
Die Touristen verschwinden morgens im Hafen, und einige sind abends wieder da, andere nicht. Wir finden heraus, dass sie nach Carabane fahren. Carabane? Dieser sandige Hügel auf einer Mangroveninsel im Gezeitenbereich war der erste Stützpunkt der Portugiesen und Franzosen in der Casamance-Mündung. Im Ort gibt es alte Gebäude, Ruinen, eine renovierte Kirche, einen alten Friedhof mit Franzosengräbern und einen Anleger für die Fähre von und nach Dakar.

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Die Pirogenfahrt von Elinkine dorthin ist teuer, doch wir haben Glück: Neben unserem Campement ist ein umzäuntes Grundstück mit einer kleinen Villa, die Tür im Zaun ist unverschlossen und ich öffne sie. Gleich werde ich auf Deutsch begrüßt! Ein junger Mann freut sich, unsere Bekanntschaft zu machen. Madjid gehört zu einer libanesischen Familie, die Villa gehört seinem Vater, er selbst arbeitet bei Airbus in Hamburg und ist mit seiner Frau und den beiden Kindern hier über Weihnachten zu Besuch. Morgen fahren sie von Carabane aus mit der Fähre nach Dakar und fliegen dann nach Hamburg zurück. Es ist Ihnen eine Freude, uns im Motorboot nach Carabane mitzunehmen.
Dort verabschieden wir sie auf die Dakar-Fähre und verbringen dann den Tag mit einem Rundgang, gutem Essen, ein paar Flaschen „Gazelle“ und Strandleben. Der Ort ist mit Kraftfahrzeugen nicht zu erreichen und daher autofrei. Die wenigen Touristen hier kommen mit Pirogen von Kap Skirring oder Elinkine oder entsteigen der großen Fähre. Unter ihnen sind etliche Spanierinnen, und das Häuschen eines Einheimischen am Strand ist mit einer baskischen Flagge und Aufschriften in baskischer Sprache geschmückt.
Er erklärt uns, er hätte vom Kampf der Basken um Autonomie gehört, sieht darin eine Parallele zum Kampf der Djola in der Casamance und möchte so seine Solidarität zeigen. Auch eine Art von Globalisierung. Die Rückfahrt am Abend nach Elinkine mit Majids Boot vom Rastaman gesteuert wird von springenden Delphinen begleitet.

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Über Oussouye geht’s zurück nach Ziguinchor, heute ist das Konsulat geöffnet, und in weniger als einer halben Stunde haben wir für 30 Euro pro Person die Visa für Guinea-Bissau in der Tasche. Nur 14 Kilometer entfernt ist der Grenzort Mpack, viele Fahrradfahrer kommen uns entgegen, auf den Gepäckträgern große Bündel Pflanzen, offensichtlich zum Verkauf in Ziguinchor. Das Verkehrsaufkommen über diesen Grenzübergang ist gering, die Ausreise mit den diversen Stempeln Routine, keine Gebühren, keine Diskussionen.

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Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.