Angola – ein lang gehegter Traum wird wahr

Aug 22, 2024 | Südliches Afrika

Angola – ein lang gehegter Traum wird wahr
Birte und Michael Deufel

Auf unserer letzten Reise ins südliche Afrika ergab sich völlig unerwartet die Möglichkeit, einen alten Traum wahr werden zu lassen. Wir hatten von Reisefreunden gelesen, dass Angola seit dem 1. Oktober u.a. für Deutsche visafrei sei und parallel die ersten Infos dazu im Wüstenschiff gefunden. Wir versuchten also, Stück für Stück an weitere Informationen zu gelangen und die benötigten Unterlagen zusammenzustellen.

Nach einigen organisatorischen Irrungen und Wirrungen (unbedingt wird eine Police Clearance fürs Fahrzeug benötigt) war alles geschafft, und wir waren tatsächlich die Ersten, die über den kleinen Grenzübergang Katwitwi visafrei einreisen konnten. Auch für die Grenzer war es neu, dass Deutsche ohne Visa einreisen können, aber am Ende hat alles ohne Probleme geklappt. Nachdem die Permitgebühr (ca. 12 Euro) für das Auto in Namib Dollar bezahlt und ein Blick ins Auto geworfen war, salutierte der Zöllner, und wir konnten einreisen – juhu!
Aufgeregt starteten wir in die anstrengende Etappe nach Norden. Durch die spontane Idee hatten wir uns natürlich nicht wirklich auf das Land vorbereitet, waren aber in der iOverlander-App auf einen Buren gestoßen, der im südlichen Teil einige Campingplätze betreibt, unter anderem im Cuatir Game Reserve. Um dorthin zu gelangen, muss man erst gute hundert Kilometer auf schlimmster Wellblechpiste in Verbindung mit Tiefsandstellen und Schlaglöchern hinter sich bringen.

Etwa drei Stunden fuhren wir an zumeist schön gepflegten Dörfern mit einfachen Holz- oder Strohhütten vorbei. Die Leute begannen fast alle zu strahlen, als wir ihnen zuwinkten. Allerdings sahen wir uns auch mit den weniger leckeren Gebräuchen in Form eines ausgeweideten und aufgespießten Affen konfrontiert …

Etwa drei Stunden fuhren wir an zumeist schön gepflegten Dörfern mit einfachen Holz- oder Strohhütten vorbei. Die Leute begannen fast alle zu strahlen, als wir ihnen zuwinkten. Allerdings sahen wir uns auch mit den weniger leckeren Gebräuchen in Form eines ausgeweideten und aufgespießten Affen konfrontiert …

Nach anstrengender Fahrt bogen wir ab zum Cubango, der uns als Kavango oder Okavango schon mehrere Wochen begleitet hatte, und setzten mit einer Motorfähre über. Die knapp vierzig Kilometer durch den Nationalpark waren erst angenehm smooth, entwickelten sich dann aber leider zu einer ordentlichen Tiefsandstrecke. Nach eineinhalb Stunden kamen wir schließlich ordentlich durchgeschüttelt im Main Camp an, freundlich empfangen von dem vorbereiteten Mitarbeiter, der ebenso wenig Englisch sprach wie wir Portugiesisch, was mit Händen und Füßen aber kein Problem darstellte. Wir genossen die Ruhe und den Sternenhimmel.

Am nächsten Morgen bot uns der nette Verwalter noch einen kleinen Game-Drive an, auf dem allerdings wegen der Trockenheit nicht wirklich viele Tiere zu sehen waren, aber immerhin ein paar Antilopen in der Ferne. Zahlen sollten wir hier jetzt nichts, sondern erst in der Villa Menongue, unserem heutigen Tagesziel – auch diese gehört dem besagten Buren Stefan van Wyk.
Nach eineinhalb Stunden Tiefsandfahrt waren wir wieder am Ufer des Cubango angekommen und recht erleichtert, als nach mehrmaligem Hupen unser Bootsführer am Ufer erschien und auch gleich die Fähre startete. Wieder auf festem Grund angekommen, ging es auf ebenso katastrophaler Strecke weiter, vorbei an Firmen, die Tropen- und offensichtlich auch das eigentlich geschützte Rosenholz verarbeiten. Es verwunderte uns nicht, die chinesischen Schriftzeichen zu entdecken, auch bei einer ehemaligen Straßenbaufirma, die ihre Arbeit an dieser Straße jedoch schon lange aufgegeben hatte. Noch einmal mussten wir uns drei Stunden durchkämpfen, bis endlich wieder löchriger Asphalt auftauchte.

Nun gab es auch kein Bushmeat mehr aufgespießt auf verzweigten Holzstangen am Wegesrand, und der Verkehr nahm zu. Bald darauf erreichten wir das Städtchen Menongue, erschöpft aber zufrieden, und freuten uns an der interessanten Villa, die fast schon einem Museum gleicht. Hier konnten wir sicher auf dem Gelände im Dachzelt schlafen, aber ein Badezimmer und auch den riesigen Aufenthaltsbereich der Villa für umgerechnet 10 Euro/p.P. nutzen. Nach gemütlichem Frühstück in der Villa ging es zunächst zu einem erfreulichen Tankstopp – 34 Cent pro Liter Benzin ließen Freude aufkommen.

Dafür mussten wir allerdings eine ganze Weile warten, weil halb Angola Moped fährt und gefühlt alle ihre zwei Liter in den Tank ließen. Später wurde uns auch klar, dass eine gefüllte Tankstelle nicht selbstverständlich ist und darum auch ausgenutzt werden muss. Nun machten wir uns auf die über 500 Kilometer lange Strecke nach Lubango. Meistenteils kerzengerade zieht sich die Straße nach Westen, glücklicherweise entgegen den Befürchtungen als Black Top Road. Zunächst war die Gegend nur dünn besiedelt, doch die Dörfchen und vor allem Motorradtaxis und Minibusse wurden immer mehr. In Lubango fanden wir, ebenfalls über die iOverlander-App, die nette Unterkunft Flor de Lis im wohlhabenden Viertel der Stadt.
An der gut ausgebauten Straße pulsierte das Leben, Obstverkäufer säumten den Weg, und die Menschen gingen ihren Beschäftigungen nach.

Ein absolutes Highlight, das auch angolanische Geldscheine ziert, ist der Mirador de Leba. Der unglaubliche Blick auf eine Serpentinenstraße durchs Gebirge flashte uns total! Das tolle Erlebnis wurde noch gekrönt von einer Autokolonne, die uns entgegen kam. Die Scheiben gingen runter und aus allen Fahrzeugen schallte ein fröhliches „Welcome to Angola!“ herüber.
Bestens gestimmt nahmen wir die nächsten Kilometer nach Westen unter die Räder, wo die Gegend immer dichter besiedelt war, die Gebäude größer und die Menschen wohl etwas wohlhabender. Die Ansicht bitterer Armut mussten wir hier im Lande schon oft ertragen, viele hungernde Menschen betteln um Essen, und wir versuchen, ihnen zumindest einen Apfel oder ein Brötchen zu geben, was natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.

40 Kilometer vor der Küste gab es mal wieder eine Straßensperre. In der Regel wurden wir immer freundlich durchgewunken, nur einmal wollte ein Polizist unsere Papiere sehen und unsere Versicherung. Tja, blöd, wie gesagt – völlig unvorbereitet. Wir haben ja trotzdem an viel gedacht, aber die Versicherung war nicht dabei. Manchmal hilft es, wenn man fast kein Wort der fremden Sprache spricht, und wir stellten uns so erfolgreich dumm, dass er uns entnervt weiterfahren ließ. Der Beamte hier nahm es etwas genauer. Er wollte zwar zum Glück keine Versicherung sehen, dafür aber das Auto genauer untersuchen. Keine Ahnung warum, aber er interessierte sich sogar für den Inhalt unseres Kühlschranks und der Reisetaschen. Das alles aber durchweg freundlich und korrekt.
Direkt nach der Kontrolle bogen wir ab in eine traumhafte Mondlandschaft in Richtung Praia do Soba. Eine knappe Stunde ging es über Stock und Stein, bis in der Ferne das Meer auftauchte. Die Natur hat hier bizarre Felsformationen geschaffen, Höhlen, Felsüberhänge, Klippen und traumhafte Strände. Schon wieder hatten wir einen atemberaubenden Blick!

In Praia do Soba blieben wir zwei Nächte – eine campierten wir unter einem riesigen Felsüberhang, in der zweiten gönnten wir uns den Luxus eines Chalets mit dreiseitigem Meerblick inklusive Vollpension. Das Essen war der Hammer, der Fisch könnte frischer nicht sein, da für Lunch und Dinner immer direkt geangelt oder harpuniert wurde. Der einzige Wermutstropfen außer dem Preis war die Salzwasserdusche.

Nach einem Abstecher in die Hafenstadt Mocamedes im Gebiet Namibe ging es schon wieder auf den Rückweg. Eigentlich wollten wir zu einem Wasserfall, doch hier zeigten sich die Tücken der Navigation, da zum einen unser sonst so zuverlässiges Navigationssystem Locus Schwierigkeiten mit den Straßen in Angola hatte, und zum anderen manche Straßen einfach nicht mehr vorhanden waren, weil sie z.B. in der letzten Regenzeit weggespült wurden. So standen wir plötzlich vor einem unterspülten Trampelpfad, auf dem es absolut nicht mehr weiterging.
Inzwischen war die Zeit schon fortgeschritten, und wir schauten uns nach einem Schlafplatz um, als wir plötzlich am Ende eines Stichwegs mitten in einem Eukalyptuswald eine große Kirche aufragen sahen. Hier fanden wir einen Schlafplatz! Direkt im Parallelweg, vom Wald verdeckt, schlugen wir unser Lager auf und lauschten den Gesängen der Gläubigen, die uns auch am nächsten Morgen weckten. Nach dem Frühstück fuhren wir zur Mission und wurden zu Pater Robert gebracht, der glücklicherweise englisch und sogar einige Brocken Deutsch sprach. Er war sofort bereit, uns die 1882 von einem Franzosen gegründete Mission zu zeigen. Die alte Kirche, das Kloster- und Schulgebäude, Schlaf- und Speisesäle, Andachtsraum und den angeschlossenen Friedhof. Ein interessanter Einblick in das Leben einer Missionsschule in Angola!

Nach der morgendlichen Besichtigung ging es auf die 360 Kilometer lange Strecke in Richtung Grenze. Wir hatten uns dieses Mal einen anderen kleinen Grenzübergang ausgesucht, der uns von Reisefreunden empfohlen worden war. Wir wollten nach Calueque, was bedeutete, dass wir erstmal eine ordentliche Straße hatten, die letzten 90 Kilometer aber wieder eine langwierige Piste.
Endlich hatten wir den Abzweig erreicht, über den wir eine Abkürzung nach Calueque fahren wollten, um noch vor der Grenze voll zu tanken. Doch wie das mit Abkürzungen ja oft so ist, mussten wir feststellen, dass der Kunene Hochwasser führte und der ganze Landstrich unter Wasser stand. Eine faszinierende schöne Landschaft lag vor uns. Doch es gab kein Durchkommen, wie uns ein Dorfbewohner pantomimisch mitteilte. Das Wasser stünde ihm bis zur Hüfte. Es half alles nichts, wir mussten das Überflutungsgebiet großräumig umfahren. Mit dem günstigen Tanken, das uns etwa 100 Euro gespart hätte, hatten wir ebenso wenig Erfolg. Die in Angola an vielen Orten anzutreffenden Containertankstellen führten kein Benzin. Zum Glück waren wir darauf vorbereitet und hatten genug Sprit bis Namibia.
Nun war es aber doch recht spät geworden und wir unsicher, ob der kleine Grenzübergang überhaupt noch geöffnet wäre. Darum entschieden wir uns kurzerhand dazu, noch eine Nacht in Angola zu bleiben und nahmen den Weg, den wir ohne Überflutung herausgekommen wären, bis zum Überschwemmungsgebiet.

Eine wunderschöne Landschaft erwartete uns, Dorfbewohner fuhren mit dem Einbaum raus zum Fischen oder nahmen ein Bad oder wuschen Wäsche, es kamen immer mehr Menschen zusammen. Alle begrüßten uns freundlich und ließen uns ansonsten in Ruhe. Mit Einbruch der Dämmerung gingen alle wieder ihrer Wege, um vor der Dunkelheit zurück in ihren Hütten zu sein. Was für ein schöner Abschlussabend für uns in Angola!
Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang ging unser Abenteuer Angola zu Ende – passenderweise am Kunene, der für uns sinnbildlich für dieses Land steht.

Als wir 2004 Namibia zum ersten Mal besuchten, saßen wir auf der Terrasse einer schönen Lodge und blickten über den Fluss in das unbekannte Land. Wie gerne wären wir am nächsten Tag in Ruacana links abgebogen in Richtung Border. Doch der Bürgerkrieg war gerade erst zu Ende gegangen und das Land noch nahezu abgeschottet. In den beiden folgenden Jahrzehnten wäre ein Besuch dann zwar irgendwann möglich geworden, aber nur mit einem Visum nach einer angolanischen Einladung.
So hat es fast zwanzig Jahre gedauert, bis wir uns ganz unerwartet diesen Traum erfüllen konnten, zwar nur für eine Woche, aber wir werden bestimmt wiederkommen in dieses schöne Land mit seinen freundlichen, aber zum Teil bettelarmen Menschen.

Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.