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Mai 5, 2022 | Südliches Afrika

Der Sani Pass – Mit dem Bushcamper nach Lesotho auf das Dach der Drakensberge


Reisebericht von Conny Majorel und Hermann Rafalzik

Nachdem uns Corona 2020 einen Strich durch unsere Reiseplanung gemacht hatte, wollten wir 2021 einen neuen Versuch starten. Die Sani Mountain Lodge in Lesotho war damals schon gebucht, und wir konnten den Termin problemlos verschieben. So ging es also im Oktober / November 2021 unter anderem zum Sani Pass, der drittsteilsten Passstraße der Welt und dem höchsten Pass Afrikas mit 2875 Meter über dem Meer.

Von unserer Lodge in Johannesburg, wo wir unseren Toyota Hilux abholten, fuhren wir am ersten Tag bis zum Fuße der Drakensberge nach Clarens. Der kleine Künstlerort hat uns schon beim letzten Mal gut gefallen. Neben vielen Galerien gibt es auch nette Cafés und Restaurants und eine kleine Craft-Brauerei mit Bierverkostung. Für den Abend hatten wir einen Tisch im Restaurant „Clementines“ reserviert und feierten dort Connys Geburtstag.

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Am nächsten Tag fuhren wir weiter zum Golden Gate Nationalpark. Die tolle Gebirgslandschaft dort hat reichlich Wanderwege zu bieten. Wir übernachteten auf dem Glen Reenen Campingplatz und waren fast die einzigen Gäste. Da Conny sich im Flugzeug eine Erkältung eingefangen hatte und ziemlich schlapp war, machte sich Hermann am Nachmittag alleine auf eine Fotosafaritour. Trotz der niedrigen Temperaturen sah man die Südafrikaner in T-Shirts und kurzen Hosen wandern. Brrrr, das wäre uns nun doch zu kalt. Fotomotive gab es reichlich, und so gingen zwei Stunden schnell vorüber.

Ohne Frühstück ging es am nächsten Morgen weiter zum Royal Natal Nationalpark. Angekommen bei wärmender Sonne stillten wir dann erstmal unseren Frühstückshunger auf einem schönen Rastplatz. Wir hatten im Thendele Rest Camp ein Chalet für zwei Nächte gebucht. Eigentlich hatten wir für dieses Mal die mehrstündige Wanderung zu den Tugela Falls geplant, aber Conny fühlte sich noch nicht fit. So machten wir es uns in der Hütte gemütlich und genossen den großartigen Blick auf das Amphitheater der Drakensberge. Am Abend spendete dann der Kamin wohlige Wärme

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Nach zwei erholsamen Tagen ging es Richtung Süden zum Städtchen Underberg. Von hier aus starten viele geführte Touren zum Sani Pass. Wir machten dort eine kleine Pause – allerdings nicht, um eine Tour zu buchen, sondern um einen leckeren Kuchen in einem der vielen Cafés zu genießen. Weiter ging es nach Himeville, dem letzten Ort vor der Fahrt zum Sani Pass. Hier hatten wir ein kleines Chalet für die Nacht gebucht, bevor es am nächsten Morgen losgehen sollte. Ja, und dieser Morgen empfing uns mit blauem Himmel, Sonne und fotogenen Wolken. Das waren genau die richtigen Bedingungen, um sich auf den Weg zu machen! Die ersten Kilometer führten uns durch kultivierte Landschaft mit Äckern und Weiden. Dann stieg die relativ neue Teerstraße langsam an, und der Blick auf grüne, grasbewachsene Hügel und Berge mit Felsformationen wurde frei. Man kann sagen, dass die Straßenverhältnisse auf der südafrikanischen Seite sehr gut sind. Und es wird immer noch fleißig an der Teerstraße bis zur Grenze gebaut.

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An der Grenzstation von Südafrika ist auch in Coronazeiten wenig los. Nach der Passkontrolle und dem Ausstempeln wird man zu einem COVID Testbus geschickt, wo man einen Antigentest machen muss. Er kostet 300 Rand, und das Ergebnis liegt nach fünfzehn Minuten vor. Ist der Test negativ, wird das Tor geöffnet, und man kann sich auf den Weg nach Lesotho machen. Schnell kapieren wir, warum für die Piste durch das Niemandsland eine Allradfahrzeug-Pflicht besteht. Die rund acht Kilometer hoch bis zum Pass sind nicht anders zu bewerkstelligen! Die Geröllpiste ist ausgewaschen, hat tiefe Querrinnen und hohe Stufen.

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Man braucht gute Bremsen und eine funktionierende Handbremse, wenn man für Fotostopps anhält und aussteigt. Die ersten Kilometer sind nicht steil, und das Umschalten auf „Allrad“ genügte. Später dann ging es allerdings nur noch im 1. Gang in der Untersetzung weiter. Schon beim ersten Fotostopp merkten wir, dass die Handbremse den Toyota nicht wirklich am Zurückrollen hinderte. Da muss Hermann mal was einstellen!! Vorsichtshalber legten wir nun bei jedem Stopp einen Stein hinter die Räder. Ungefähr in Höhe der Baumgrenze trafen wir auf einen Einheimischen, der uns entgegenkam. Eingehüllt in eine Decke, mit dicker Mütze und Gummistiefeln ging er langsam an uns vorbei. Wo der wohl hin will, dachten wir … Teilweise führte die Piste dicht am Mkomazana River entlang. Dann wurden die Kehren enger und steiler. Schon von Weitem sahen wir einen Allrad-PKW vor uns. Nicht unbedingt ein Fahrzeug für diese Piste. Mit seinen kleinen Rädern hat er nur bedingt Bodenfreiheit. In einem grenzwertigen Manöver versuchte der Fahrer auf der Piste umzukehren. Wir hielten an. Im Auto saß ein südafrikanisches Ehepaar. Die Frau erzählte uns dann, dass sie keine Nerven mehr für die Serpentinen hätte. Es reiche ihnen jetzt, sie würden umkehren und zurückfahren.

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Als sie die Piste freigemacht hatten, konnte es für uns weitergehen. Ja, auch wir stellten fest, dass es zunehmend steiler und steiniger wurde. Auf Fotostopps hatten wir keine Lust mehr. Die letzten zwei Kilometer waren die Schlimmsten. Die grandiose Landschaft geriet fast zur Nebensache. Na ja, morgen fahren wir wieder runter, und dann werden wir uns mehr auf die fantastische Berglandschaft konzentrieren. Jetzt waren wir erstmal froh, denn oben waren die ersten Häuser der Grenzstation zu sehen. Die Grenzformalitäten wurden dann zügig erledigt. Formular ausfüllen, negativen Corona-Test vorzeigen, die Straßengebühr bezahlen, Einreisestempel in den Pass, und das war es dann. Wir sind in Lesotho! Ein Bier in der Bar der Sani Mountain Lodge, dem höchsten Pub in Afrika, hatten wir uns nun verdient. Der Barkeeper und die Angestellten der Lodge waren sehr nett. Man merkte, dass die Freude über uns Touristen aufrichtig war. Nach dem Einchecken gingen wir – wie gesagt – erst mal etwas trinken. Es musste natürlich ein einheimisches Getränk sein! Und so bestellten wir ein Bier namens MALUTI, das in Lesotho gebraut wird. Hmm, sehr lecker! Wir klönten eine Weile mit dem Barkeeper. Es war recht frisch hier oben, auf immerhin knapp 3000 Metern Höhe, und der Wind fegte um die Lodge. Der Kamin im Pub wurde angezündet und sorgte bald für eine gemütliche Atmosphäre. Um 18 Uhr sollten wir uns dann wieder zum Dinner hier einfinden.

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Jetzt wollten wir uns aber erst mal unser Zimmer ansehen. Dann die Überraschung: Es war nicht, wie gedacht, in einem der hübschen Lodge Rondavels, sondern im naheliegenden Gästehaus. Das hatten wir wohl bei der Buchung, die eigentlich schon teuer genug war, übersehen. Das Zimmer war kalt, und es gab keine Heizung. Überall zog es durch Türen und Fenster. Zum Glück lagen genug Decken bereit, so dass wir in der Nacht wohl nicht frieren würden. Im Gästehaus war alles sehr einfach. Küche, Aufenthaltsraum und die Sanitäranlagen muss man sich normalerweise mit anderen Gästen teilen. Wir waren allerdings die einzigen Touristen, und so stellte dieser Umstand kein Problem dar.

Nun wollten wir noch ein bisschen die nähere Umgebung erkunden. Hier oben, auf dem Dach der Drakensberge, sah alles sehr kahl und öde aus. Kein Baum, kein Strauch, nur ein wenig Grün zwischen dem Schotter, von dem sich die Schafe und Ziegen ernähren müssen. Es waren fast die einzigen Tiere, die wir hier sahen. Und ein paar neugierige Mäuse huschten zwischen den Steinen umher. Etwas weiter von der Lodge entfernt standen einige ärmliche Rundhütten aus Stein mit Strohdach, ohne Wasser und Stromanschluss. Ein kleines Fenster brachte ein wenig Licht ins Innere. Es war kalt, und der Wind pfiff kräftig, aber nirgends stieg Rauch aus den Hütten. Abseits standen vereinzelt einfache Latrinen. Etwas größere, komfortablere Steinhäuser sahen wir auch. Hier wohnen wohl die Lodge-Mitarbeiter und die Leute der Grenzstation. In einigen kleinen Blechhütten versuchten einige Bewohner selbst gebastelte Souvenirs zu verkaufen. Wir gingen zurück zur Lodge. Von der Terrasse des Restaurants hat man einen schönen Blick auf den Pass bis weit hinab ins Tal.

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Wir sahen einen mit Holz beladenen Mann, der langsam die Piste heraufkam. Es war der Einheimische, dem wir schon auf der Hochfahrt begegnet sind. Er muss weit gegangen sein, um sich Brennholz zu holen, das es hier oben natürlich nicht gibt. Wie oft in seinem Leben ist er wohl schon diesen Pass rauf und runter gelaufen? Wir schauten uns an und hatten den gleichen Gedanken: Was können wir für ihn tun? Warum nur haben wir keine warmen Klamotten dabei, die wir ihm schenken können?! Wir gingen zu unserem Bushcamper und holten einen Sack Feuerholz, Konserven, Brot und Eier hervor und brachten es dem Mann, der uns sprachlos anschaute. Er lächelte uns nur schüchtern an, und wir begleiteten ihn mit den Sachen zu seiner Steinhütte. Diese Begegnung mit der Armut in Lesotho sollte uns noch lange beschäftigen …

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Der Tisch für das Dinner im Pub war gedeckt und der Kamin strahlte eine wohlige Wärme aus. Auch jetzt waren wir die einzigen Gäste. Wir hatten schon gelesen, dass man sich in der Küche sehr viel Mühe mit dem Essen gäbe. Deshalb waren wir gespannt, was man hier – am gefühlten Ende der Welt – wohl für uns zaubern würde. Wir bestellten einen südafrikanischen Rotwein, und dann kam das Abendessen. Vorspeise: Passierte Linsensuppe süßsauer; Hauptspeise: Zartes Filetsteak mit Broccoli und Kartoffelspalten; Nachtisch: Warmer Schokoladenkuchen. Wow – das war sehr lecker! Innerlich und äußerlich gut aufgewärmt machten wir uns auf den Rückweg zu unserer eisigen Behausung. Schnell die Wärmflasche für Conny gefüllt und ab unter zwei dicke Decken ins Bett. Gute Nacht Lesotho!

Am nächsten Morgen – nach einer einigermaßen gut verbrachten Nacht – gab es nur eine schnelle Katzenwäsche im kalten Badezimmer. Dann packten wir unsere Sachen und gingen zum Frühstück. Der Kamin brannte schon und der heiße Kaffee wurde sofort serviert. Es gab Croissants, Butter, Marmelade, Käse und ein Frühstücksei. Damit gut gerüstet, starteten wir unserer Rückfahrt nach Südafrika.

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Die Grenzformalitäten am Lesotho Border gestalteten sich genauso unkompliziert wie gestern. Nach Erhalt des Ausreisestempels in unseren Pass und einem letzten Blick über die Hochebene verließen wir Lesotho. Von ganz oben hat man einen guten Überblick über die Passstraße mit all ihren Kehren. Doch erst, wenn man wieder unterwegs ist, sieht und fühlt man, wie steil die Piste doch ist. ABER: runter geht es wesentlich besser als hoch! Man muss nur darauf achten, dass man keine Fahrt aufnimmt und immer schön im ersten oder zweiten Gang bleibt. Nach acht Kilometern erreichten wir die südafrikanische Grenze. Unser Antigentest war noch gültig. Die Gesundheits-Fragebogen wurden schnell ausgefüllt und der Pass abgestempelt. Willkommen in Südafrika – zurück in einer anderen Welt.

Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.