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Okt 5, 2019 | Asien

13000 Kilometer rund um das Schwarze Meer

Reisebericht von Werner und Christiane Schoch

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Diese Reise führte uns 2019 in 82 Tagen durch Polen, die Ukraine, Russland, Georgien, die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich rund um das Schwarze Meer. Los geht es im August Richtung Polen. An Breslau fahren wir vorbei, da wir die Stadt schon von vorherigen Besuchen kennen. In Krakau bummeln wir durch die Altstadt, besichtigen das große Schloss und die Kathedrale. Seit 1978 gehört der mittelalterliche Stadtkern zum Unesco-Weltkulturerbe. Nach zwei Tagen geht es weiter. Wir fahren durch die nördlichen Ausläufer der Karparten, spazieren durch die kleinen Orte, schauen uns einige Museen an und sitzen in gemütlichen Kaffeehäusern. Unterwegs sehen wir einige der typischen Holzkirchen, die ebenfalls auf der Weltkulturerbeliste stehen.

Durch die Ukraine

Am ukrainischen Unabhängigkeitstag sind wir in Lviv, auf Deutsch: Lemberg. Die Stadt ist voller Menschen, Musik und Volkstanzgruppen. Verschiedene Märkte sind aufgebaut, besondere Ausstellungen gibt es in den Museen – es sind so viele interessante Sachen! Es herrscht eine super Stimmung in der ganzen Stadt, und wir sitzen abends bei angenehmen Temperaturen in einem der zahlreichen Restaurants.

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Die Ukraine ist ein Traum für Wohnmobilfahrer. Überall gibt es Möglichkeiten, über Nacht stehen zu bleiben, bei einem Schloss, einer Burg oder einfach im Wald an einer Quelle oder einem See. Am Wochenende sind viele Ukrainer zum Picknick unterwegs, aber sonst stehen wir meistens alleine. Sicherheitsbedenken haben wir nie.
In Kiew dürfen wir mit unserem Iveco nahe der Innenstadt im Hof eines Hostels mehrere Tage parken. Wir besichtigen die vielen orthodoxen Kirchen mit den beeindruckenden Wandmalereien und den vielen vergoldeten Ausschmückungen, vor allem aber die Lavra von Kiew, eine der ältesten orthodoxen Klosteranlagen der Kiewer Rus, deren Ursprung im 12. Jahrhundert liegt. Die Innenstadt mit dem berühmten Maidan-Platz ist ebenfalls einen Besuch wert. Die Mischung von alter Tradition und Kultur und modernem Leben hat uns sehr gut gefallen.

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Die Grenze nach Russland passieren wir ohne Probleme. Als die Beamten merken, dass wir kein Russisch sprechen, füllen sie für uns die Grenzdokumente aus, wir brauchen nur noch zu unterschreiben.
Wir fahren durch unendlich weite Landschaften, vorbei an riesigen Feldern mit Weizen oder Sonnenblumen, soweit man sehen kann. Über Woronesch geht es weiter nach Osten, und wir erreichen nach fast 4000 Kilometern in Saratow die Wolga und auch den östlichsten Punkt unserer Reise. Hier wird die Uhr nochmals eine Stunde vorgestellt.
Zunächst aber besuchen wir das Juri-Gagarin-Museum, in dem Urkunden, Fotos und Zeitungsartikel über den Kosmonauten Juri Gagarin sowie Modelle und Erläuterungen zur Entwicklung der russischen Raumfahrt zu finden sind. Der Ort, an dem Gagarin 1961 nach dem ersten Weltraumflug der Menschheit wieder gelandet ist, befindet sich circa 40 Kilometer außerhalb der Stadt. Hier hat man ihm ein Denkmal errichtet. Auch die Kapsel, in der er seinen Flug absolvierte, ist zu sehen. Sie wirkt übrigens deutlich stabiler als die Mondlandfähre der Amerikaner.

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Wir treffen hier eine Hochzeitsgesellschaft und erfahren, dass der Ort gerne für Erinnerungsfotos genutzt wird.
Wir folgen dem Flusslauf der Wolga nach Süden. Sie ist stellenweise mehrere Kilometer breit, man sieht jedoch wenige Schiffe. Abends bleiben wir irgendwo am Ufer, es sind immer ein paar Angler unterwegs, die uns zwar zur Kenntnis nehmen, sich aber nicht weiter um uns kümmern. Da wir kein russisch sprechen, kommen wir leider nur selten ins Gespräch mit den Leuten, nur in den Städten sprechen die Jüngeren gut englisch. Trotzdem kommen wir überall gut klar, die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit.

In Wolgograd

Auf Wolgograd bin ich sehr neugierig, ich hatte ja einiges von den Schlachten des 2. Weltkrieges gelesen. Leider ist das Wahrzeichen von Wolgograd, die Statue „Mutter Heimat“, die 1967 errichtet wurde und an die Schlacht von Stalingrad erinnern soll, komplett eingerüstet. Trotzdem ist die Höhe von insgesamt 85 Metern sehr beeindruckend. Wir übernachten wieder bei einem Hostel am Stadtrand. Morgens fahren wir mit einem Taxi in die Innenstadt und besuchen das Museum für die Schlacht von Stalingrad. Die Erklärungen im Museum sind leider nur in Russisch und die ganze Ausstellung erscheint mir mehr eine russische Heldenverehrung zu sein, als eine realistische geschichtliche Aufarbeitung. Aber vielleicht verlange ich hier zu viel, immerhin sind in der Schlacht von Stalingrad mehr als 700 000 Menschen getötet worden, von denen mehr als 500 000 Russen waren.

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Wir verlassen die Stadt und auch die Wolga und fahren weiter nach Süden, nach Kalmückien. Die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen gehen über in eine weite endlose Steppe. Die Kalmücken gehören zur mongolischen Volksgruppe und sind das einzige mehrheitlich buddhistische Volk Europas. So staunen wir auch in der Hauptstadt Elista über den großen Tempel mit einer riesigen vergoldeten Buddha-Statue.
Weiter nach Süden geht die Steppe in die nördlichen Ausläufer des Kaukasus über.
Die Grenzabfertigung nach Georgien ist schnell erledigt, allerdings ist die Wartezeit bedingt durch die Lkw-Schlange recht lang. Insgesamt dauert es dann circa drei Stunden. Nach Abschluss der obligatorischen KFZ-Versicherung übernachten wir an einem kleinen Fluss und genießen die Ruhe.

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Unterwegs in Georgien

Am nächsten Tag erreichen wir Stepantsminda. Der kleine Ort ist das touristische Zentrum im Norden Georgiens. Wir fahren zur Trinitiy Church, einer alten Kirche aus dem 14. Jahrhundert hoch über der Stadt. Die Landschaft ist beeindruckend, und von hier oben haben wir eine besonders tolle Aussicht auf die umliegenden Berge des Kaukasus. Dort treffen wir auch wieder auf einige Touristen mit eigenen Fahrzeugen, seit Polen haben wir keine Reisenden mehr gesehen. Wir fahren weiter vom Kazbegi über den Kreuzpass zur Festung Ananuri. Hier ist es schon etwas grüner, ganz anders als das karge Hochgebirge. Am Stausee begegnen wir Andrea und Achim mit ihrem Mercedes-Lkw „Paulchen“ (Paulchen-on-Tour.de).
In der alten Klosteranlage von Akhmeta treffen wir zwei deutsche Motorradfahrer, die aus der Mongolei kommen und auf dem Heimweg sind. Wer mehr von ihren Abenteuern lesen will, hier die Webseite: www.os8er.de. Natürlich besichtigen wir auch die alte Wehrkirche in Gremi und das Kloster Ikalto.

 

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In der Nähe von Signagi, einem kleinen Ort im Osten des Landes, werden wir eingeladen, eine anthroposophische Wohnanlage für Jugendliche zu besuchen. Zufälligerweise leistet dort eine junge Frau aus Deutschland ihr freiwilliges soziales Jahr ab, und sie führt uns in der Anlage herum. Wir dürfen dort auch über Nacht bleiben und verbringen einen schönen Abend mit sensationellem Blick über die Gebirgslandschaft.
Unser nächstes Ziel ist das Höhlenkloster David Garedja, das sich ganz im Südosten Georgiens an der Grenze zu Azerbaijan in der Steppe bzw. Halbwüste befindet und nur auf unbefestigten Pisten zu erreichen ist. Es gilt als das älteste Kloster Georgiens, wurde im 6. Jahrhundert gegründet und ist bis heute von orthodoxen Mönchen bewohnt. In der Umgebung sind die Sedimente in den schräg gestellten Gesteinsschichten mit ihren unterschiedlichen Farben deutlich erkennbar.
Ein paar Tage später sind wir in Tiflis. Nach den kleinen Orten der letzten Tage eine richtige Stadt mit großem Supermarkt und Restaurants. Tiflis ist zur Zeit ziemlich angesagt, die Altstadt ist entsprechend herausgeputzt und voller Touristen. Deshalb fahren wir nach zwei Tagen weiter Richtung Westen und haken auf unserer Liste der Weltkulturerbestätten noch einige Punkte ab: Im Kloster Gelati in der Nähe von Kutaissi sind die alten Wandmalereien sehenswert. In Kutaissi selbst befindet sich die große Kathedrale, die ebenfalls Weltkulturerbe ist.

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Am Schwarzen Meer angekommen

Weiter geht es nach Batumi, dem „Monte Carlo“ des Schwarzen Meeres. Hier haben wir auf unserer Reise ‚Rund um das Schwarze Meer‘ dieses nach über 6500 Kilometern nun auch tatsächlich erreicht. Wir werden von hier aus jetzt etwa 1500 Kilometer mehr oder weniger an der türkischen Küste entlang Richtung Westen fahren. Aber fürs erste bleiben wir in der Nähe an einem schönen Strand zwei ganze Tage stehen. Dort sehen wir auch eine Delphinschule vorbeiziehen.
Dann fahren wir weiter in die Türkei. An einem kleinen Fluss übernachten wir an einer Rafting Station. Zuerst einmal gibt es einen türkischen Kaffee und am Abend leckeres türkisches Essen.

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Türkische Erlebnisse

In Trabzon besorgen wir uns noch schnell eine türkische Telefonkarte, und dann geht es in die Berge, zum Kloster Sümela. Wie an den Berg geklebt liegt das Kloster in 1070 Metern Höhe. Seine Geschichte geht bis ins 5. Jahrhundert zurück, und es ist heute einer der wichtigsten christlichen Wallfahrtsorte der Türkei. Es wird seit einigen Jahren saniert, und man kann leider nur einen kleinen äußeren Teil besichtigen.
Auf dem Weg am Schwarzen Meer entlang in Richtung Westen kommen wir auch an der Moschee von Bulancak vorbei, der größten Moschee der Türkei außerhalb von Istanbul. Der Innenraum dieser großen Moschee ist schon sehr beeindruckend.
Da wir nicht nur an der Küste entlangfahren wollen, machen wir auch einige Abstecher in die Berge, z.B. zur Ballica Magarasi, einer wirklich sehenswerten Tropfsteinhöhle, und in das Städtchen Tokat. Dort gibt es in einem restaurierten alten Gebäude ein Museum mit Artefakten aus hethitischer (1750-1200 v.Chr.), phrygischer (750-550 v.Chr.) und römischer Zeit (30 v.Chr. – 330 n.Chr.). Daneben sind traditionelle Kleidungsstücke und alte Handwerkskunst zu besichtigen.

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Amasya ist sehr schön an den Ufern des Flusses Yeşilırmak gelegen, dort gibt es ein archäologisches Museum mit einer Ausstellung gut erhaltener Mumien von Herrschern aus dem 12. Jahrhundert.Von dort geht es wieder zurück ans Meer.
Wir kommen zum nördlichsten Punkt der Türkei, einem Leuchtturm auf einer Halbinsel bei Sinop.
Auf dem Weg nach Safranbolu regnet es zum ersten Mal auf unserer Reise. Abends haben wir jedoch Glück, es hört auf zu regnen, und wir können noch durch den kleinen Basar bummeln, etwas essen und in einem Geschäft ein paar der leckeren türkischen Süßigkeiten kaufen.

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Wieder in Europa

Unser nächstes Ziel ist Istanbul. Wir finden einen Stellplatz am Bosporus, mitten in der Altstadt. Hier bleiben wir einige Tage und sehen uns die Stadt an. Obwohl sich seit unserem letzten Besuch vor über 30 Jahren vieles verändert hat und die Stadt vielleicht noch touristischer geworden ist, bleibt Istanbul mit dem Basar, seinen großen Moscheen, dem Topkapi Palast und natürlich mit der quirligen Altstadt immer eine Reise wert.
Von Istanbul fahren wir zur bulgarischen Schwarzmeerküste. Wir bummeln durch Sosopol und bleiben zwei Tage an einem schönen Sandstrand. Jetzt, Mitte Oktober, ist es hier mit etwa 25°C immer noch schön warm.
Dann fahren wir weiter nach Varna. In der Nähe befindet sich der berühmte Goldstrand, die Hotels bzw. deren Umgebung finden wir jedoch absolut unattraktiv. Der kleine Strand ist noch ganz schön, aber wir möchten hier keinen Urlaub verbringen.

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Wir verlassen das Schwarze Meer und fahren weiter durch Bulgarien. Zwischendurch lohnt sich immer wieder ein Stopp. Wir besichtigen das Aladscha Kloster, ein Höhlenkloster in der Nähe von Varna, anschließend ein Felsenrelief aus dem 6. Jahrhundert, den „Reiter von Madara“, eines der wenigen Weltkulturerben in Bulgarien. In der Umgebung von Razgrad besichtigen wir das Höhlengrab eines thrakischen Königs aus dem 3. Jahrhundert v.Chr., das Grab von Sweschtari, ebenfalls Weltkulturerbe.

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Rumänien

Nach Überquerung der Donau mit einer Autofähre sind wir nun in Rumänien. Ein absolutes Highlight ist das Donaudelta. Von Murighiol aus machen wir eine Bootsfahrt durch die Kanäle und Seen des Deltas. Die Donau bildet hier viele Flussarme und Seen, und man kann Scharen von verschiedensten Vögeln bewundern. Wir genießen diese Bootsfahrt bei herrlichem Sonnenschein.Wie eine Mondlandschaft sehen die Schlammvulkane von Berca aus. Sie sind nur wenige Meter hoch und entstehen durch Gase, die aus circa 3.000 Metern Tiefe durch ton- und wasserhaltige Schichten aufsteigen und Partikel mit an die Oberfläche bringen. Dort trocknet der Schlamm und bildet Strukturen, die einem Vulkan ähneln. Da der Schlamm salz- und schwefelhaltig ist, entsteht eine vegetationsfeindliche Umgebung, in der sich aber einige seltene salzresistente Pflanzenarten angesiedelt haben. Bereits im Jahr 1924 wurde das Gebiet mit einer Größe von 30 km² zum Naturschutzgebiet erklärt.

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In der Nähe von Sibiu (Hermannstadt) gibt es dann doch noch ein Problem mit unserem Auto. Der Kühlerlüfter unseres Ivecos ist kaputt. Er ist schnell erneuert, aber es stellt sich heraus, dass das Lager der Wasserpumpe auch defekt ist.Der rumänische Automobilclub schleppt uns in eine kleine Werkstatt. Aber alles kein Problem, die Wasserpumpe wird ausgebaut, eine neue bestellt, und diese ist am nächsten Tag vor Ort. Nach geringen „Anpassungsarbeiten“ mit der Flex passt sie dann auch, und am darauffolgenden Tag setzen wir unsere Heimfahrt über Ungarn und Österreich fort, so dass wir nach knapp drei Monaten Anfang November wieder zu Hause sind.

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Auf dieser Tour hatten wir die Zeit, uns treiben zu lassen, und standen nicht unter dem üblichen Zeitdruck, zu einem bestimmten Termin wieder zu Hause sein zu müssen. Wir haben eine Menge neuer Eindrücke gewonnen, fanden die Unterschiede zwischen den Ländern und ihren Menschen interessant, und wir werden vor allem Russland bestimmt noch weiter erkunden.

Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.