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Apr 5, 2020 | Europa

Finnland 2020 – Schlittentour in Finnland

Reisebericht von Susanne und Walter Zielonkowsky

5.30 Uhr – der Wecker läutet. Diesmal sind wir organisiert auf den Weg in den Norden. Eigenartig das wir in die Kälte fliegen, normalerweise geht’s ja ins warme. Dementsprechend groß waren die Koffer, dicke, flauschige Klamotten brauchen Platz. An der schwedischen Küste schien die Sonne und das schneebedeckte Land war klar zu sehen.

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Auch die Landebahn am Flughafen von Kittilä war schneebedeckt. Wir wurden von einer Fahrerin erwartet, sie brachte uns die 140 km zur Valkea Lodge. Es ging überwiegend durch Wald. Die Bäume sind schlank und mit Schnee bedeckt. Wir sahen auch schon unser erstes wildes Rentiert. Die Häuser sind überwiegend aus Holz und stehen etwa 1/3 im Schnee. Nach der Begrüßung und der ersten Einweisung gingen wir zu unserem Blockhaus. Schön eingerichtet mit Holzofen und separat das Schlafzimmer.

 

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Am Abend dann ins Restaurant, vor dem Essen ein freundlicher Ratsch mit den Angestellten. Alleine das Essen ist die Reise schon wert und obendrein billiger als Norwegen. Nach dem Essen bekommen wir noch unsere Polarbekleidung und dann können wir endlich ins Bett.

Um 7.00 Uhr ist es schon hell. Das war schwierig im Vorfeld zu erfahren wie hell es eigentlich ist. Durch unserer Tour letztes Jahr Ende Dezember, wo es überwiegend dunkel war, interessierte uns das diesmal natürlich schon. So gingen wir um 7.30 Uhr bei bewölktem Himmel im hellem zum Frühstück. Ein sehr vielseitiges und reichliches Buffet. Anschließend quälten wir uns in unsere schweren Polar Overalls. Um 10.00 geht’s los auf Schneeschuhtour.

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Vor uns war noch eine Motorschlittentour dran. Dann bekamen wir unsere Schneeschuhe und Stöcke. Wir wurden eingewiesenen wie man sie anzieht und läuft. Dann ging’s auch schon los. Gut 3 km durch verschneiten zauberhaften Wald, die Bäume mit viel Schnee verkleidet. So stapften 10 Leute hintereinander dem Hund und seinem Herrchen nach.

Um 12.00 Uhr erreichten wir eine Kota, wie die Hütten hier heißen. Sofort wurde in der runden Hütte in der Mitte auf der Feuerstelle angeschürt. An eine Metallvorrichtung Wasserkessel und Suppentopf gehängt. Vorspeise ein Käsetoast und als Nachtisch Kaffee und Kuchen. Urig so zu sitzen und auf das Essen zu warten. Dann mussten wir leider wieder aufbrechen.

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Auf dem kürzeren Rückweg erklärte uns der Guide noch diverse Heilplanzen. So waren wir dann schnell zurück und haben um 15.00 Uhr unsere Schneeschuhe zurückgegeben. Das schlechter werdende Wetter tat sein‘s dazu. Einen Kaffee bzw Tee uns dann auf’s Zimmer. Wie gestern vielen wir nach dem Abendessen müde ins Bett.

Die ganze Nacht hat’s leicht geschneit, so das am Morgen der Pflug räumen mußte. Das müssen sie hier auch tun, sonst bringen sie es, wenn’s richtig kommt, nicht weg. Zwischen den Blockhäusern liegen Schneeberge, die fasst doppelt so hoch sind. Die Bäume etwas höher am Skilift stehen heute im Nebel. Glück gehabt gestern. Wir schauen uns nach dem Frühstück die Sauna an, die wir für 13.00 Uhr gebucht haben. Direkt am See, wo’s auch ein Loch im Eis hat zum Schwimmen. Kommentar vom Service Personal, Wasser ist warm, sonst hätt’s Eis. Mein Zuber ist leider geschlossen, nicht geheizt und mit Deckel drauf. So warten wir mit lesen das wir in die Sauna können. Sie haben uns vergessen und nicht eingeschnürt. So mußten wir etwas 20 min. zusätzlich warten bis es einigermaßen warm wurde. Ich schürte nochmal mit 4 Holzscheitel nach, dann ging’s aber richtig los. Einen ganzen Eimer machten wir zum Aufguß. Zum Schuß noch etwas vor der Sauna stehen zum Abkühlen. Ich geh doch nicht in den See, wenn ich schon mal warm bin. Wieder auf dem Zimmer Duschen und dann kam die Sonne raus, wir genossen sie beim Lesen.

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10.03. Heute haben wir wieder Glück. Der Sonnenschein von gestern ist wieder da, so wird unsere Motorschlittentour vermutlich ein Erlebnis. Auch heute stehen wir um 10.00 Uhr vor dem Safari Haus. Jeder bekommt Helm und Haube, zeigt den Führerschein, dann ist die Einweisung. Das Gas gibt man mit einem Daumenhebel, da bin ich mal gespannt. Anstatt eines Schlüssel gibt’s einen Stecker der den Kontakt gibt und mit einem Band am Handgelenk befestigt ist. So fährt der Schlitten bei einem Sturz nicht allein weiter. Los ging’s übern See zum Üben. Das Lenken geht ganz schön in die Arme. Als alle 6 Motorschlitten  dem Kurvenparkur hinter sich hatten ging’s los.

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Zuerst etwas an der Straße entlang aber nach einem kurzen Stück im rechten Winkel in den Wald. Die Sonne im Rücken, das perfekte Licht. Susi ist nur am Knipsen. Ein Guide fährt voraus gibt bei Kreuzungen und scharfen Kurven Signal zum langsameren Fahren.  Im Schnitt 25-30 km/h das ist momentan völlig ausreichend. So lange es gerade geht ist es kein Problem, aber weh eine Kurve kommt. Mit einigen Stopps erreichen wir eine  Kota, Mittagessen. Wieder Käsetoast und Suppe, Kaffee und Kuchen. Klasse durchorganisiert.  Nach 1 1/2 Std.  dann die Rückfahrt. Es schneite leicht. Wahnsinn wie schnell sich das Wetter ändert. Langsam bekommt man ein Gefühl wie man mit dem Schlitten umgehen soll. Etwas schneller und versuchen nicht in den Spuren des Vorgängers zu fahren, so geht’s viel einfacher. So waren wir natürlich viel zu schnell zurück. Jetzt könnte es erst richtig losgehen. Noch einen Tee, bevor wir uns ins Zimmer zurückziehen. So halten wir unsere Siesta halt vor dem Abendessen, wir sind ja flexibel.

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Ein neuer Tag, am Morgen haben wir heute mehr Zeit. Erst um 10.20 Uhr geht vom Safari Haus unser Kleinbus los. Zu einer Rentierfarm mit Schlittenfahrt sowie Eishotel Besichtigung. Der Bus war voll, na die Fahrt soll sich ja auch rentieren. Zuerst Richtung Rovaniemi nach etwa 40 km kam die Rentier Farm Tuzuka. Erst wurde uns das fangen gezeigt. Jeder mußt sein Lasso selber aufrollen und dann werfen. Garnicht so leicht, aber mit etwas Übung dürfte es klappen. So hat’s jeder ein bis zweimal an einem Holzrentier versucht. Die richtigen Tiere standen natürlich schon bereit. Na ja, schön ist jetzt was anders. Die Rentiere verlieren einmal im Jahr ihr Geweih. Erst eine Seite und dann die andere, sieht jetzt nicht schön aus, wenn die Fetzen so weghängen. Am Leittier zeigte uns der Farmer das Anschirren, dann machte es jeder selber an seinem Tier. Unseres hießt Willy, das kann man sich merken. Als alle in ihren Schlitten saßen ging’s los.

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Ein sehr entschleunigtes Reisen. Knapp über dem Boden sieht man den Wald wieder aus einer anderen und stillen Perspektive. Einzig das weiche Auftreten der Tiere ist zu hören. Als unser Willy mal Angst hatte den Anschluss zu verlieren, legte er los das die Schneebrocken auf uns und unsere Decke flogen. Nach ca. einer Stunde war das Wilderness Camp für die Mittagspause erreicht. Jedem Rentier wurde von seinem Personal, also uns, bereitgestelltes Moos und Flechten aufgetragen. Dann konnten wir Mittag machen. Feuer brannte schon und auch die Sitzflächen waren mit Fell ausgelegt. Leider ist die Gruppe sehr groß, was den ganzen den Charme nahm. Das Personal hatte etwas Stress. Wurst vom Holzspieß und Pfannkuchen mit Blauberren. Der letzte Kuchen gehört den Vögel, die wartend in den Bäumen saßen. Mir sagte das keiner, so das ich den Anstandkuchen mit Auftrag von Susi nehmen sollte. Als die Hälfte weg war, wurde ich von den anderen Teilnehmern lautstark angegangen. Meinen Rest hab ich dann den Vögeln zerteilt ausgelegt. Im Sturzflug holten sie ihren Anteil. Nette, hellbraune Kerle, sie gehören zu den Eichelhähern. Der Rückweg dauerte etwa auch eine Stunde. Am Hof angekommen wurde in einem Laden, der die alte Stube war, Felle, Marmelade, Wurst und Souvenirs verkauft.

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Noch 20 km im Bus und wir waren am Artic Snow Hotel. Es wird jedes Jahr neu in ca. 4 Wochen aufgebaut. Nach der Schmelze bleiben nur die Lampen und Kabel zum Aufsammeln übrig. Innen hat es immer -5 Grad. Die größeren Zimmer sind jedes anders verziehrt. Bis auf eine Matratze und das Fell darauf ist alles aus Eis. Sanitär und Koffer sind in einem normalen Haus außerhalb untergebracht. Also wird das Pinkeln in der Nacht zur Expedition, gemütlich ist anders. Da würde ich unsere Mittagsplätze vorziehen. Es ging bei leichten Schneefall zurück. Zum Abendessen gab es heute, was sonst, Rentier. Zum Schluss hat Susi mir noch einen Geburtstags Muffin mit Kerze bestellt, alle haben geklatscht.

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Heute haben wir unseren zweiten freien Tag, das heißt kein Programm. Wir waren aber trotzdem um 7.00 Uhr wieder wach. Es schneit immer noch, seit gestern ca.10cm. So gehen
wir den Tag relaxt an. Nach dem ausgiebigen Frühstück zurück auf’s Zimmer und dann auf einen 10 km langen Waldspaziergang. Durch den Schneefall waren die Bäume wieder weiß. Man kann nur auf den gespurten Wegen laufen, 20 cm daneben und man steht bis zum Hintern im Schnee. Schwer da wieder rauszukommen. Also keine Abkürzungen, die dauern dann einfach zu lange. Die Polarkleidung hat den Nachteil, das man von innen schwitzt und feucht wird. Wenn es dann nicht besonders kalt ist, ist das Shirt nass. Den Rest des Tages verbummeln wir.

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Heute steht eine Hundegeschnittenfahrt auf dem Programm. Leider ist das Wetter schlecht es schneit und weht. Genau das, was ich nicht mag. So packen wir uns nach dem Frühstück wieder ordentlich ein. Lange Unterhose, Jogginghose, ein kurzes und zwei lange T-Shirts sowie einen Fleespulli, zum Schluß in den Overall. Anschließend mit zwei paar Socken in die Stiefel. So verpackt ziehen wir zu Fuß los etwa 15 min. zur Huskyfarm. Es kam gerade eine Gruppe verspätet zurück, so das wir etwas warten mussten. Sehr gepflegt sind die Hunde. Man sieht auch das denen das Wetter recht ist. Irgendeiner ist immer am welzen im Schnee. Dann waren die Schlitten fertig und es kam die Einweisung. Nicht wärend der Fahrt filmen oder fotografieren. Die Handzeichen für Stop, Vorsicht und Hilfe. Man darf auf keinen Fall die Bremse öffnen ohne fahren zu wollen und wenn dann auch nur ganz langsam. Später wissen wir warum, wenn es zu schnelle geht, fliegt man einfach vom Schlitten und er ist samt Hunden weg.

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Es weht beim Start immer noch den Schnee hoch, aber auch die Sonne kommt zum Vorschein. Nicht lange und der erste Stop. Das geht ganz gut in die Arme, ausserdem denkt man bei jeder Kurve, der Schlitten kippt. Die Bremse, zwei Krallen wie ein Pflug, die man voll in den Schnee treten muß, sonst kann man die 4 Hunde nicht halten. Wahnsinn was die für eine Kraft haben. Erst nach einigen Kilometern braucht man die Bremse nicht mehr die ganze Zeit drücken. Ganz schön anstrengend, hätten wir nicht gedacht. Mit der Zeit haben wir auch ein besseres Gefühl für den Schlitten in den Kurven, einmal hätte ich faßt umgeschmissen, gerade noch ausgleichen können. Man denkt die Hunde werden müder, aber bei einem Stop ziehen sie gleich wenn der erste Schlitten fährt wie verrückt an. Die Früherin macht bei mehreren Stopps Bilder von uns, wir können ja nicht von der Bremse steigen.

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Nach etwa 15 km kommen wir an einem See nach der Überquerung stehen wir alle hintereinander bis jeder Schlitten an einem Baum festgebunden ist. Nun können wir die Bremse loslassen und weggehen. Mittagessen, mittlerweile scheint die Sonne und der starke Wind hat sich gelegt. Trotzdem ist heut der kälteste Tag, minus 9 soll’s haben. Die Rückfahrt geht dann schon recht gut, die Hunde werden auch ruhiger und ihr Bewegungsdrang wird weniger. Bei jedem Halt legen sie sich sofort in den Schnee und welzen sich. Die sind richtig glücklich.

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So ging unsere letzte Aktivität langsam zu Ende. Die Klamotten abgeben und dann einen Tee. Zurück im Zimmer auch ein letztes mal dem Kamin anzünden, bevor wir uns auf der Couch niederlassen. Wir sind richtig kaputt, dachten nicht das die Huskyschlittentour so anstrengend ist. Das wär der härteste Tag. Nach dem Abendessen sahen wir in der App noch 10% Polarlichter. Also sind wir gleich raus. Leider ist das Restaurant zu hell beleuchtet. So sind wir an allen Häusern vorbei zum Wendeplatz, und siehe da ganz leicht könnten wir ein Polarlicht erkennen. Es war nur wie ein leichter, grauer Nebel, tanzte aber wie ein Großes. Einige min. dann war wieder alles schwarz. Die nächste Tour muß weiter nach Norden.

Heute ist ein Tag den ich nicht so gerne mag. Schon vor dem Frühstück habe ich mal alles soweit gepackt. Trotz das die Weinflaschen fehlen bring ich Grad mal alles unter. Dann zum Frühstücken, strahlend blauer Himmel und schweinekalt. Ich hab schon die Münchner Schuhe an, die sind trotz guten Profil richtig rutschig. Eine herzliche Verabschiedung von den zwei Mädels an unserem Tisch und dann fertigmachen zum Transfer.
Zuerst fahren die nach Rovaniemi ab, dann sind wir dran.

Auf alle Fälle war das nicht die letzte Reise in den nördlichen Winter.

Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.