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Jul 5, 2018 | Nordamerika

Mittelamerika-2018-Teil 1 – Mexiko, Belize und Guatemala

Reisebericht von Birte und Michael Deufel

Ganz ohne unseren Landi machen wir uns auf den Weg, in fünfeinhalb Wochen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln alle acht Länder Mittelamerikas zu bereisen. Wir starten in Cancun auf der Halbinsel Yucatan und sitzen gleich am ersten Morgen einem Trickbetrüger auf, der uns mit geübten Fingern unsere Kreditkarte raubt. Wir bemerken den Verlust sofort, sodass kein Schaden entsteht – doch wir sind jetzt gewarnt! Glücklicherweise soll der Vorfall jedoch das einzige negative
Erlebnis der Reise werden.

Cancun ist für uns nur der Einstieg, nun geht es direkt mit dem öffentlichen Bus nach Chiquila an der Küste, von wo wir eine Fähre auf die autofreie Insel Holbox nehmen. Teuer aber schön ist dieses Karibik-Paradies, den Abend genießen wir bei einem romantischen Dinner auf einem Steg direkt am Meer – Postkarten-Sonnenuntergang inklusive. Das Highlight unseres Aufenthalts ist jedoch unsere Tour zu den Walhaien. Nach gut zweistündiger halsbrecherischer Fahrt in einem kleinen Motorboot erreichen wir mitten im Meer die Stelle, zu der jeden Morgen Hunderte von Walhaien zum Frühstücken kommen. Die Meeresströmungen treiben das Plankton an die Oberfläche, und die bis zu 12 Meter langen Tiere müssen nur noch ihre riesigen Mäuler aufsperren, um die Nahrung aufzuschlürfen. Da der Mensch nicht in das Beuteschema gehört, kann er ganz gefahrlos mit einem Guide um die Tiere herum schnorcheln. Auch andere Fische, sogar große Mantarochen sorgen für ein großartiges Erlebnis!

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Kaum zurück auf der Insel fahren wir auch schon wieder auf das Festland, um den Bus in Richtung Valladolid zu nehmen. Ein Schwerpunkt unserer Reise ist natürlich die beeindruckende Hochkultur der Mayas. Unser erstes Ziel diesbezüglich wird die zu den sieben Weltwundern der Neuzeit gehörende Mayastätte Chichen Itza. Am Morgen nehmen wir ein Collectivo und verbringen eine tolle Zeit in den Ruinen, die man leider nach einigen Unfällen nicht mehr besteigen darf. Erholung finden wir anschließend in der Cenote Ik Kil. Cenoten sind süßwassergefüllte Karsthöhlen, die sich trefflich zum Baden eignen. Übersetzt heißt Cenote „Opferbrunnen“, was an die vielen bedauernswerten Menschen erinnert, die hierin ihr Leben lassen mussten. In das 50 Meter tiefe Wasser ragen Lianen von der 20 Meter hohen Steilwand herab – ein beeindruckendes Bild.
Schon am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung Tulum, der einzigen Mayastätte, die direkt am Meer erbaut wurde. Neben der einzigartigen Lage zeichnet sie sich auch durch eine Vielzahl von großen Leguanen aus, die durch die Ruinen streifen und ihre Rangkämpfe ausfechten. Der viel gerühmte Strand in Tulum enttäuscht uns allerdings, ist er doch komplett von Algen bedeckt – so ziehen wir den Hotelpool vor!

 

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Mit dem Bus geht es weiter in die einzige ehemals englische Kolonie Mittelamerikas – Belize. Noch völlig erfüllt von unserem Inseltraum zieht es uns nicht an die berühmte Urlauberdestination Caye Caulker. So verbringen wir lediglich eine Nacht in der Hauptstadt Belize City und müssen ehrlicherweise einräumen, dass diese sicher nicht repräsentativ für das kleine Land ist. Denn wohl fühlen wir uns hier nicht. Von der Bushaltestelle aus machen wir uns auf den nur zehnminütigen Weg zu unserem Hotel – als Einzige. Alle anderen Reisenden nehmen ein Taxi, und uns wird schnell klar warum.
Die einzigen Menschen, die sich auf der Straße durch ein ärmliches Wohngebiet zeigen, sind abgerissene Rastafaris. Die Häuser völlig heruntergekommen, passieren wir ein Abbruchhaus, das voll bewohnt von den Ärmsten der Armen ist. Auch das Hotelpersonal ist ganz anders, als wir es in Mexiko erlebt hatten. Eher spröde, ernst und wenig zuvorkommend.
Da es schon früher Abend ist, möchten wir gleich in die Hauptstraße aufbrechen, in der Hoffnung, ein nettes Lokal zu finden und noch etwas von der Stadt zu sehen. Doch sehr irritiert müssen wir feststellen, dass alle Bürgersteige hoch geklappt wurden, die Läden verrammelt, und wenn überhaupt noch geöffnet, dann mit Sicherheitsdienst versehen.
Schließlich finden wir tatsächlich noch ein nettes Lokal. Da es jedoch bereits dunkelt, beschließen wir, uns das Essen to go mitzunehmen und auf der schönen Dachterrasse unseres Hotels zu verspeisen. So sind wir nicht böse, diese unfreundliche Stadt schon am nächsten Tag wieder zu verlassen.
Unser Weg führt uns direkt zur Grenze nach Guatemala. Da die Grenzformalitäten zwischen den Ländern eher unproblematisch und zügig zu erledigen sind, haben wir beschlossen, mehrfach zwischen den Ländern hin und her zu reisen. So passt es von der Route einfach besser.

Unser nächstes Ziel ist nun das hübsche Städtchen Flores, am Lago Peten gelegen, von dem aus wir einen Ausflug in die Mayastätte Tikal unternehmen wollen. Leider verläuft die Sunrise-Tour etwas enttäuschend, da sich der frühmorgendliche Nebel – wie wohl meist in der Regenzeit – weigert, aufzusteigen und somit den Blick auf die aufgehende Sonne hinter den Dschungelpyramiden dauerhaft verhüllt. Dennoch gefällt uns die Anlage ebenfalls sehr gut, Brüllaffen geben in der Morgendämmerung ihrem Namen alle Ehre. Nachdem die Sonne sich dann endlich durch den Morgennebel gekämpft hat, können wir einen schönen Blick über die gesamte Anlage genießen.

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Von Flores aus geht es weiter nach Palenque – wieder eine Grenze, wieder zurück nach Mexiko. Dieses Mal haben wir einen Platz in einem kleinen Touribus gebucht. Nach Abschluss aller Formalitäten erfolgt dann der Buswechsel an der Grenze, und die Fahrt führt uns durch die schöne Landschaft Chiapas – ganz anders als die Halbinsel Yucatan!
Diese war vom Urwald überzogen, im hügeligen Chiapas dagegen wird Landwirtschaft betrieben, riesige Felder sind bestellt, und Rinderherden werden von den traditionellen Charros, den mexikanischen Cowboys mit ihren typischen großen Sombreros versorgt. Palenque war eine der ersten Städte, die bereits im 9. Jahrhundert nach Christus dem allgemeinen Kollaps der Mayas zum Opfer fiel. Auch heute gibt es noch einige reinblütige Mayas, die ganz unterschiedlich mit ihrer Kultur umgehen …

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Die Kaskaden von Misol Ha sind in der Regenzeit besonders eindrucksvoll. Man kann in den Becken sogar baden. Nicht ganz ungefährlich ist die landschaftlich wunderschöne, aber für Überfälle berüchtigte Strecke nach San Christobal. Im Konvoi geht es mit dem Kleinbus durch die atemberaubende Bergwelt, gut gesichert durch schwer bewaffnete Polizisten. Das Städtchen ist bezaubernd und alle Umwege wert.
Der kommende Tag bringt uns wieder zurück nach Guatemala zum mystischen von Vulkanen eingebetteten Lago de Atitlan. Hier prallen Aberglaube und Katholizismus aufeinander, die heilige Figur Maximon „wohnt“ je ein Jahr in einem anderen Haus als direkter Nachbar einer Jesusfigur, die ebenfalls von Betenden mit Weihrauch beräuchert wird. Besonders gut gefällt uns das esoterische Ökodorf San Marco, eine echte Aussteiger-Kommune.

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Der Chicken-Bus bringt uns nach Chichicastenango, einem Dörfchen in den Bergen, berühmt für seinen Markt und dennoch recht untouristisch. Überall werden Maya-Zeremonien vor den Kirchen durchgeführt. Ein echter Höllenritt ist die Fahrt nach Antigua, in einem unfassbaren Tempo brettert der bunt bemalte Bus durch die beeindruckende Landschaft. Das hübsche Städtchen Antigua wurde 1773 durch ein Erdbeben fast völlig zerstört, zahlreiche Kirchenruinen zeugen von dieser Naturkatastrophe. Über Guatemala-City geht es weiter nach Rio Dulce, um von dort mit einem Collectivo-Boot den Fluss entlang zu schippern, vorbei an schönen Häusern mit blühenden Seerosen als Vorgarten und einem schwimmenden Marktplatz davor.

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In Livingston angekommen ist es vorbei mit der romantischen Fahrt, in atemberaubendem Tempo brettert ein Boot nach Puerto Barrios, wo wir zur Halbzeit unserer Reise ein paar ruhige Tage in einem schönen Hotel am Meer verbringen.

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Das Wetter ist durchwachsen, viele Wolken, zwischendurch Sonne, später zieht es ganz zu und regnet. Die Aussicht ist traumhaft, über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, und wie ist‘s in den Wolken? Immer wieder höre ich Murmeltiere pfeifen, sehe sie meist nur, wenn sie sich bewegen.

Ich verlasse den Camping und mache mich zum Sommeiller auf, dem angeblich höchsten legal befahrbaren Punkt der Alpen, auf 2.995 m liegt der Parkplatz. Ein kleiner See, wohl Reste eines Gletschers, eine verschlossene, architekturpreiswürdige Schutzhütte und eine kleine Wanderung ca. 100 Höhenmeter einen Grat hinauf zum Genießen und ja, auch zum Fotografieren. Hier oben ist die Luft schon merklich dünner.

Auf dem Parkplatz des Rifugio Scarfotti, auf ca. 2.160m Höhe, mache ich Brotzeit, bleibe ich eine Weile und genieße die Aussicht.

Da es hier so ruhig und friedlich ist, trotz der manchmal aufdringlichen Esel, beschließe ich, hier zu übernachten. Die Nachbarn bedauern, sie haben ihr Zeug noch auf dem Camping. Achim, der Syncrofahrer mit einem Hund, und Laura und Silas mit zwei Hunden und einem Oldtimer-Mercedes G, wollen ebenfalls übernachten.

Am Hang gegenüber scheint eine kleine Höhle zu sein, ich wandere hinauf, es ist keine Höhle, sondern eine Quelle. Hier setze ich mich auf einen Felsen, beobachte die Grashüpfer, die Schmetterlinge, die Wolken, die Berge, eine 4×4-Reisegruppe, die gegenüber die Piste hochkrabbelt, lausche dem Kuhglockengeläut der Herde unter mir. Ein dermaßen friedlicher und entspannender Augenblick, den ich so genieße, dass ich mich erst eine gute Stunde später wieder auf den Weg hinab mache.

Das Refugio macht für den Winter dicht, die Müllabfuhr leert die Tonnen und platziert sie hinter dem Gebäude, wir machen uns jeder sein Abendessen und setzen uns danach um ein Lagerfeuer.

Am nächsten Tag beschließen wir, gemeinsam auf den Jafferau zu fahren, von unserer Seite aus; der Startpunkt bei Bardoneccia liegt fast neben der Zufahrt der Sommeiller-Strecke. Zwischendurch einkaufen und tanken, fahren wir über das Forte Föens nach oben. Dort erzählen uns entgegenkommende Motorradfahrer, dass die Strecke auf der anderen Seite zwischen dem Tunnel nach Salbertrand wegen eines Erdrutsches unpassierbar sei, nur mit schmalen Motorrädern kommt man zwischen den Felsbrocken noch durch. Genau die Strecke, die die Campingplatznachbarn vor zwei Tagen noch gefahren sind.

Wir fahren erstmal weiter, hoch zum Fort Jafferau, wo es wieder zu regnen beginnt, so dass wir auf eine Besichtigung verzichten und zurück Richtung Salbertrand und durch den Tunnel fahren. Hinter diesem können auch drei Fahrzeuge stehen und vor allen Dingen wenden.
Wir laufen ungefähr einen Kilometer bis zur Erdrutschstelle, wirklich, das Holz der abgebrochenen Bäume ist ganz frisch, die Strecke für Fahrzeuge wesentlich breiter als ein Radl nicht passierbar. Also wieder dieselbe Stecke zurück, im Ort trennen wir uns, ich will nach Frankreich, Laura und Silas müssen Richtung Heimat, Achim hat noch mehr Zeit. Beneidenswert.
Über den höchsten Alpenpass, den Col d´Izoard, und weiter den Col Dell´Agnello fahre ich ins Mairatal. Den Camping Lou Dahu in Marmora im Mairatal hab ich als Tipp bekommen, dort lege ich einen Ruhetag ein, mal einen Tag lang nicht fahren.
Die Info, dass die Maira-Stura-Grenzkammstraße wegen Bauarbeiten geschlossen ist, bestätigt sich hier, aber von der Ostseite kann man das schönere Stück einen Gutteil entlangfahren. Leider spielt das Wetter nicht so mit, Nebel und Wolken, bis es mittags etwas aufreißt, da bin ich schon auf dem Rückweg.

Ich suche mir einen Camping Municipal aus und lande in St.-Andre-des-Alpes, zahle keine 20 Euro für zwei Tage auf einem wunderschönen Camping unter Kiefern. Eine Wanderung zum nächstgelegenen Hügel, auf dem steinerne Statuen der Heiligen Peter und Paul stehen, mit traumhafter Aussicht auf den Stausee, eine Menge Gleitschirmflieger und einem neugierigen Grashüpfer zu meinen Füßen.
Über einige Pässe komme ich am Nachmittag zum Lac du Mont Cenis, wo ich spontan beschließe, zu übernachten. Ein traumhafter Sonnenuntergang, blauer Himmel spiegelt sich im ebensolchen Lac.
Weiter durch Liechtenstein nach Österreich zum Sylvretta, wo ich übernachte. Über den Reschen fahre ich nach Südtirol, will dort zumindest noch eine Nacht bleiben. An der Grenze hält mich die Guardia di Finanza an, will wissen, ob ich Benzin in Kanistern dabei habe. Anscheinend gibt es aufgrund in Österreich billigeren Sprits einen erheblichen Benzinschmuggel von Österreich nach Italien … Diesel scheint die Herren nicht zu interessieren.
In einer endlosen Schlange von Tupperware (Wohnmobilfahrern), Traktoren mit Mords-Anhängern zur Wein- und Obsternte, Touries, viele BMW-Motorräder, von älteren Herren gesteuert (gibt’s eigentlich auch BMWs, die von jüngeren Herren oder Frauen gesteuert werden?) und Einheimischen kriechen wir Richtung Meran. Richtig, nächsten Dienstag ist ja Feiertag in D, langes Wochenende, das Wetter traumhaft und Törggelen ist auch angesagt. Da werde ich keinen freien Campingplatz mehr finden, die sind sicher seit Monaten ausgebucht. Nach einem Blick auf die Karte und einer Pinkelpause, bei der mich eine Gottesanbeterin misstrauisch beobachtet, entschließe ich mich, vorzeitig nach Hause zu fahren und lieber noch ein, zwei Motorradtouren zu unternehmen.

Von Meran über Dorf Tirol, Jaufen, Brenner und Mittenwald gehts schließlich heim.
Am nächsten Tag, Freitag, mache ich noch eine Tagestour mit meiner Royal Enfield Himalayan. Früh los, über den Sylvenstein, an dem ich bereits den ersten (Foto-)Stopp einlege, da über dem Wasser Nebelwolken treiben, die es über die Staumauer weht, das hatte ich bisher noch nie erlebt.
Am Achensee vorbei, ein Stück Inntalautobahn die Brenner-Bundesstraße hoch, am Brenner erstmal anhalten und in Ruhe einen Cappuccino genießen, danach rauf aufs Penser Joch. In den Kurven und Kehren folge ich zwei großen Reiseenduros mit italienischen Kennzeichen, könnte sogar schneller fahren, nur auf den längeren Geraden fahren sie mir mit meinen 24,5 PS davon. Auf dem Penser Joch die Aussicht genießend verzehre ich meine mitgebrachte Brotzeit.
Den Abstecher zur Sauburg und zum Noafer hebe ich mir für ein andermal auf, es ist schon spät, weiter zum Timmelsjoch, dort die Ausstellung auf der Passhöhe angeschaut. Das Gebäude kenne ich aus diversen Online-Architekturzeitschriften, es ist durchaus sehenswert. Bei der Abfahrt in einer Kehre weiter unten schmiert mir das Hinterrad kurz weg, fängt sich gleich wieder, war vielleicht ein Ölfleck oder ein Steinchen. Glück gehabt, muss auch mal sein.
Weiter unten 16 Euro Maut für eine einfache Motorradfahrt abgedrückt (Österreich ist nicht billig …), das Motorradmuseum wird ebenfalls für ein andermal aufgehoben. Durch kurzen Stau in Imst und viel Verkehr über den Fernpass, Ehrwald, Garmisch wieder heim nach Tölz.

Anmerkungen
Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren das in den zwei Wochen insgesamt 30 Pässe, wenn man die Assietta und die Maira-Stura-Kammstraßen je als einen zählt, obwohl es dort jeweils über mehrere Pässe geht; aber auch Fort Jafferau, das eigentlich kein Pass ist, sondern eine Festung auf einem Gipfel. Kehren hab ich nicht gezählt; wen‘s interessiert, kann das ja z.B. auf alpenpaesse.de oder alpenrouten.de googeln. Gesamt knappe 3.150 km, davon knappe 2.700 mit dem Land Rover und 450 mit dem Motorrad. Der große Vorteil vom Defender ist, dass ich damit auf diversen Pässen etc. wild campen konnte (mit Klo an Bord). Das ist mit dem Motorrad wesentlich schwieriger.