Herbst 2022 – Südamerika die Zweite, Argentinien
Reisebericht von Walter Zielonkowsky
Gutes Essen und Beinfreiheit machten die 14 Flugstunden erträglich. Es gab sogar ein Frühstück, da ist die Iberia schon erheblich besser als AirEuropa. Rolf holte uns ab, nach 120km stand unser Sprinter vor uns.
Nach einigen Tagen des „Ankommens“ brachen wir auf. Heute ist unser Hochzeitstag und wir wollen den Tag in der „Estancias de Narbona“ mit einem schönen Essen feiern. Da wir immer noch kein Vertrauen in unseren Sprinter haben, machen wir einen großen Bogen durch den Südwesten von Uruguay.
Nach 10 Tagen wechseln wir das Land und reisen nach Argentinien ein. Im Ort Premero de Mayo lassen wir das Öl füllen. Unser Soki (Sorgenkind) wie wir unseren Sprinter tauften, scheint Öl zu verbrauchen. Wir wollen nach Mi Recuerdo der Campingplatz vom Januar, leider hat er zu. Hinter einem Bahndamm, am Feldrand finden wir einen, von Wind geschützten Platz. Gegen Abend kommt der Bauer um nach seine Rinder zu sehen. Zwei Gauchos mit typischen Barett sitzen im Pickup. Kurzes woher und wohin in spanisch und deutsch, schon sind sie wieder verschwunden. Schön, so ohne Stress wild stehen zu können.
Hunderte von Kilometer fahren wir durch Getreidefelder und unendlichen Wiesen. Unser Ziel, der Lago Epecuen mit einen der höchsten Salzgehaltswerten weltweit. Dort soll es eine überflutete Stadt geben. Von weitem sieht man schon die toten Bäume am Seeufer, die Ruinen der Schlachterei und Häuser. Im Museum wird die Geschichte vom Unglück mit vielen Fotos und Texten erklärt. Die Stadt war in den 40er Jahren ein florierender Kurort. Sogar eine Zugverbindung von Buenos Aires gab es. Wegen wasserarmen Jahren baute man immer mehr Zuflüsse, um die Wassermenge beizubehalten. 1985 gab es dann heftige Regenfälle, die Dämme brachen und binnen weniger Stunden war die ganze Stadt viele Meter unter Wasser. Erst 25 Jahre danach ging das Wasser wieder zurück, die Überreste wurden wieder freigelegt. Ein sehr interessanter Abstecher.
Ein weiterer Stopp bei El Condor. Wir wollen uns dort die Papageien ansehen. An der Steilküste graben die Vögel ihre Nester in den Sandstein. Komisch, das dies die Südseite ist, wo nie die Sonne hinkommt. Schon bei der Anfahrt sitzen Hunderte auf der Stromleitung. Am Parkplatz kann man auf einer Holzterrasse in Augenhöhe die farbenprächtigen Papageien beobachten. Einmal Husten und alle fliegen mit Geschrei auf.
Bei Bahia Creek ist ein Sanddünen Gebiet, die eigentliche Straßenführung war unter den Dünen verschwunden. Verbotenerweise fuhren wir am Strand entlang, bis die R 1 wieder auftauchte. Nahe Puerto Madryn gibt es den National Park Valdes. Am Eingang ein Informations-Zentrum, hier erfährt man alles über die Wale. Im Oktober und November bringen sie hier in der Bucht, ihre Jungen zur Welt. Nach einer Rundfahrt stehen wir außerhalb des Parks, direkt am Strand. Nur einige Meter vom Ufer tummeln sich an die 10 Wale und vergnügen sich vor uns. So sitzen wir in unseren Stühlen und beobachten das Schauspiel. Hier eine Flosse, da ein Kopf, man weiß nicht wo man hinsehen und wo man fotografieren soll. Die Kolosse lassen es sich gutgehen. Schwimmen auf dem Rücken, drehen sich um die Achse oder platschen mit einer Flosse ins Wasser. Die Jungen immer bei der Mama.
Wir kommen nach Gaiman, ein Ort walisischen Ursprungs. Am Campingplatz steht ein MAN aus Miesbach, Hans und Karola. Mit ihnen verbrachten wir die nächsten Stunden im Ort, es tut gut, mal wieder zu Ratschen. In einem der Teehäuser wollten wir was trinken, aber es war knallvoll. Viele Kleinbusse, die Einheimischen beim Sonntagsausflug. So machten wir doch lieber einen Spaziergang. Die Häuser, teilweise Anfang 19. Jh., mal was ganz anderes, waren die Orte bisher nicht gerade sehenswert. Viele Rosen und hübsche Blumenanpflanzungen schmücken die Gärten. Im Park waren Stände mit Kuchen, Snacks, Marmelade, Gebäck und Teekannen. Viele Leute waren unterwegs, Musik lief im Hintergrund. In einem Kaffee gab es dann doch Kuchen, heiße Schokolade und Eis. Dulce de leche, Zitronenmousse, Mandeleis und vieles mehr, einfach köstlich. Es waren über zwei Stunden bevor wir zurück zum Camping Bomberos schlenderten.
Wieder an die Küste, wir wollen nochmals See-Elefanten sehen. Über eine Staubstraße, zum Playa bzw. Isla Escondida. Da lagen sie, Bullen, Weibchen und Jungtiere. Man kam ganz nah an sie heran, mit einem müden Augenaufschlag nahmen sie Kenntnis von uns. Liegen nur rum, winken mit der Flosse oder schnarchen und rülpsen. Wenn die Bullen sich bewegen, kommen die Massen schwerfällig in Bewegung. Wir bleiben und suchten uns einen Stellplatz. Wenn der Wind nicht wär, könnte man schön draußen sitzen.
Parallel der Küste, der lehmige Boden war staubig und stark erodiert. Kurz nach Camarones, hinter einer bewachsenen Düne ist unser Nachtplatz. Das Reservat, Cabo Dos Bahias, ist ab 8 Uhr geöffnet. Der Ranger nimmt die Personalien auf, dann dürfen wir weiterfahren, der Eintritt ist frei. Bereits nach einigen Metern stehen viele Guanakos. Nach 3 km kommt der Parkplatz, es geht zu Fuß weiter. Man hörte Rufe, sie klingen wie Esel, sind aber Pinguine. Vom Metallsteg sind beiderseits die Höhlen der Magellan Pinguine zu sehen. Wenn sie mit ihrem gesenkten Kopf zum Strand laufen wirken sie unbeholfen und traurig, aber dann auch wieder irgendwie putzig. Sie kommen nur hier vor, sind ca. 50 cm groß und wiegen um 5 kg. Aus jedem Loch schaut ein Tier, es ist gerade Brutzeit. Wenn die Jungen soweit sind schwimmen alle wieder Richtung Brasilien. In Sichtweite war eine kleine Insel mit Unmengen von Seelöwen, eine Geräuschkulisse, man glaubt es nicht. Lange beobachteten wir die Pinguine, die sich noch nicht ins Wasser trauten.
n Comodoro Rivadavia, machen wir mal wieder einen Werkstatturlaub. Die Lager aller Getriebe müssen erneuert werden. Aber die Geschichte lass ich mal weg. Wenn wir fahren können, stehen wir in Rada Tilly auf dem Campingplatz. Immer wieder überlegen wir unsere Optionen, aber es bleibt wie gehabt, es muß einfach alles repariert werden. So versuchen wir den Kopf frei zu bekommen und den Tag zu genießen. Wir spazieren am Strand entlang.Trotz des Windes liegen Leute beim Sonnen und Kinder sind im Wasser. Bikini mit String ist die bevorzugte Badebekleidung, egal welches Alter oder Körperfülle die Damen haben. Noelia und Dario, die Werkstattbesitzer, laden uns zum Asado ein. Der Griller bringt ständig wunderbares Fleisch. So sitzen wir Stunden und übernachten gleich im Gästezimmer. Wir wurden wie Familie aufgenommen, entsprechend herzlich war dann auch die Verabschiedung.
Einige Tage später: Die ganze Nacht hat es leicht geregnet. Tief hängen die Wolken, gut das wir nicht in dem Tal bei den Tamarisken stehen geblieben sind. Wie wir die Fahrspur zurück fahren, fliegt der Lehm schon rechts und links hoch. Als ich auf die Staubstraße einbiegen will rutschen wir einfach geradeaus weiter. Und das mit Allrad ! Schlimmer wie Eis, am Straßenrand greift dann doch der Dreck. Ich leg noch die Differenzialsperren ein, langsam schleichen wir zur Teerstraße zurück. Buhh.. und das waren nur 30km. Wir vergessen den direkten Weg und bleiben auf Teer nach 200 km kommt ein Naturschutzgebiet in dem tolles, versteinertes Holz zu sehen ist. Solches Holz sahen wir ja schon oft, aber das hier ist faszinierend. Stämme von 45m Länge und mehr, liegen hier halb verdeckt, dadurch ist es hervorragend erhalten. Fast jeder zweite Stein am Boden ist Holz.
Auf der nicht mehr befahrenen Ruta 93 bleiben wir einfach für die Nacht stehen. Pampahasen schauen neugierig was da los ist. Heftiger Seitenwind auf der Ruta 40, der „Panamericana“. Vorherrschend ist immer noch das niedrige Gras, aber es wird hügelig. Die Kühe hier sind eher Esoteriker, die können nur Steine lutschen. Wir sehen wieder viele Guanakos. Die fast fehlende Vegetation ersetzt die Natur durch farbenprächtige Mineralien. Wir biegen auf eine Schotterstraße ab. Heftiges Wellblech und grobe Steine, sie führt steil in ein Tal um auf der anderen Seite wieder auf die Höhe zu klettern. 4×4 ist hier schon von Vorteil. Dann kommen wir in das Tal in dem die Felsmalereien sind. Am immer wasserführenden Fluss ist es saftig grün. Jede Stunde findet eine geführte Tour statt. Mit Schutzhelm ausgestattet geht’s los. Die 7000 Jahre alte Felsmalereien zeigen an die 800 Hände sowie einige Personen und Guanakos.
Motorräder kamen uns wegen dem Wind schief entgegen. Deshalb beschlossen wir die 400 Km bis zum Cabo Curioso zu fahren, dort gibt es Plätze mit etwas Windschutz. Der Blick am Morgen aus dem Fenster – Sonnenschein, kaum Wind, wir bleiben hier. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich das Wetter hier ändert. Es gab Frühstück in der Sonne, das Meer rauschte. Der Strand bestand aus bunten, runden Steinen, die von den Wellen hin und her bewegt wurden. Das Rollen der Steine hallte von der Klippenwand zurück. Die Steilwand ist 20 m hoch und hatte Unmengen, 30 Millionen Jahre alte, Fossilien. Faszinierend ist auch der Höhenunterschied zw. Ebbe und Flut, laut Navi etwa10 m. Möwen saßen am Strand, türkisblau das Wasser. Am Nachmittag kamen noch Delfine, die am Ufer entlang schwammen.
An der Rangerstation zum Nationalpark „ Monte Leon“ erfolgte der Eintrag ins Buch sowie eine genaue Wegbeschreibung und wieder gratis. 2,5 km Fußweg dann hörte man schon die Pinguine, hier waren bereits die Küken geschlüpft. Der Weg führte bis zum Strand, eine schöne Bucht, unten am Wasser stürzten sich die Magellan Pinguine in die Wellen. Zu schnell vergeht die Zeit.
Unser nächster Stopp ist bei der Seelöwen Kolonie um die Ecke. Sie hatten nur einen schmalen Felsvorsprung, der auch noch heftig von den Wellen umspült wurde.
Es geht nach El Chalten. Im Lago Viedma schwimmen kleine Eisberge und dahinter das Bergpanorama der Anden. Schneebedeckte Gipfel und den Fitz Roy mit seinen Zacken erblicken wir das erste Mal. Der Ort ist auf Trekkingtouren ausgelegt, Agenturen, Kneipen und Restaurants reihen sich aneinander. An der Touristen-Info gehen einige Wanderungen weg. Die zum „Mirador des los Condores“ ist mit zwei Stunden gerade recht für uns. Der Fitz Roy ist in Wolken, alle paar Schritte drehen wir uns um, vielleicht sieht man doch was. Dann sechs Condore die ihre Schleifen drehen, riesige Vögel. Durch kleinere Senken führt der Weg, bewachsen mit niedrigen Bäumen, Büschen und überall filigrane Blüten. Beim Rückweg haben wir das Massiv dann ständig vor Augen. Langsam verschwinden die Wolken, die Gletscher leuchten in sanften Blau. Es ist einfach ein Wahnsinn. Der Fitz Roy ist knapp 3400m hoch und einer der wenigen felsigen Berge. Unsere Tour war beeindruckend weil wir das Freiwerden der Zacken in Zeitlupe miterleben konnten.
Wir beschlossen die Stichstraße zum Lago Desierto zu fahren. Sie führt am Fluss entlang, ist staubig mit Flussbett Charakter. Auch hier sind Radfahrer unterwegs, bei dem Wind, man kann es nicht nachvollziehen. Das Panorama war grandios, der Fitz Roy und seine Nachbarn von der anderen Seite, auch die Vegetation ist anders. Einige Brücken sind zu queren dann geht’s in den Wald. Alte Laubbäume säumen den Weg. Es gibt einige Wasserfälle, eine Gedenkstätte an den Chile – Argentinien Krieg und schließlich waren wir am Lago Desierto. An seinem Ende gibt es nur noch ein Fußweg über einen Pass nach Chile.
Wir fahren weiter, leider mit wolkenverhangenen Himmel. Die Vegetation wurde wieder karger, es wirkt trist. Das Flusstal, dass uns begleitet, hat kaum Vegetation. Dann tauchte türkis der Lago Argentino mit kleinen Eisbergen auf. Die Ruta 11 führt am See entlang nach El Calafate. Ein Touristenort, Geschäfte und Kneipen wechseln sich mit Souvenirläden und Restaurants ab. Endlich ein Ort wie wir es lieben. So schlendern wir die Straße entlang, mehr ist es auch nicht.
In Richtung Nationalpark, bei einem Feldweg zu einer Baumgruppe wollen wir übernachten. Hier stand schon ein Sprinter aus Holland, da stellten wir uns dazu. Ein wenig Smalltalk, dann ins Auto, es wurde kühl und schlechtes Wetter zog heran. Hoffentlich klappt es morgen mit dem Perito Moreno Gletscher. Am Morgen ist alles dick voll mit Wolken. Entlang des See’s auf einer hügeligen Straße 30km zum Parkplatz. Von hier gibt es einen kostenfreien Bus zum Aussichtspunkt. Wir entschlossen uns aber für den Weg am See entlang, etwas Bewegung tut gut. Auf Metallstegen laufen wir einen Meter über dem Boden. Wir kommen dem Gletscher näher und somit auch den Balkonen, die an besonders schönen Stellen den Ausblick erleichtern. Das Knallen der Spannungsbrüche des Eises ist zu hören, Brocken bröseln herunter, dann dauert es meist nicht lange bis ein großes Stück ins Wasser fällt. Mit viel Spritzen und einem lauten Knall geht das vonstatten. Bis der Knall aber bei uns zuhören ist, ist oft schon alles vorbei. Man wünscht sich immer größere Stücke, die abbrechen sollen.
Der Wind hörte nicht auf, wir wollen angenehmeres Klima. Unser Entschluss steht fest, wir fahren nach Norden, man muss nicht gleich alles sehen. Der Süden läuft uns nicht weg. Wir passieren den verschlafenen Ort Tres Lagos, ein alter Sammelpunkt für den Transport der Schafwolle aus den umliegenden Estancias. Nachtplatz ist am Lago Cardiel, in einer tollen Wüstenlandschaft, türkises Wasser, sandiger Boden mit Büschen, dahinter die Berge. Wir müssen nach Gobernador Gregores den Reifen flicken lassen. An der Tankstelle frag ich nach einem Reifen-Flicker. Antwort: Manana, Domingo todo cerrado. ( Morgen, Sonntag ist zu). Also selber flicken, an der Tanke gibt es Luft, besser geht’s nicht.
Von der Panamericana biegen wir in Teckla auf die Ruta 17 ab. Sie führt nach Westen. Jetzt änderte sich die Landschaft, zuerst runde Hügel mit Schafen, dann wurden die Hügel zackiger und höher. Die Staubstraße führt kurvig hindurch und es gab Kühe, Bäume, Kiefern und große Büsche. Das Gebiet wird auch als die argentinische Schweiz bezeichnet. Die Estancias sahen gepflegter aus, Gauchos trieben die Pferde zusammen. Abwechslungsreiche, schöne Strecke und kaum Wind. Eine üppige Menge an bunten Lupinen am Wegesrand, nach der monotonen Ebene ganz ungewohnt. Esquel ist touristisch erschlossen, viele Cafe’s und Restaurants, eben ein Wander- und Winterskiort für den Nationalpark Los Alerces. Am Parkeingang erfuhren wir, dass wegen Unwetterwarnung die Wanderwege alle gesperrt sind, zum Durchfahren müssen wir daher keinen Eintritt bezahlen. Zur Sommerzeit dürfte, bei dieser Infrastruktur, hier einiges los sein. Entlang verschiedener Seen fahren wir durch eine tolle Landschaft.
Im Nationalpark Nahuel Huapi erklärte uns der Ranger, das es feste Fahrzeiten gibt. Bis 14 Uhr darf man hoch, ab 16 Uhr erst wieder runter, also Einbahnstraße. Immer wieder tolle Ausblicke auf die Berge und den Cerro Tronador, mit 3500m. Die Staubstraße schlängelt sich durchs Flusstal, vorbei an große Wiesen mit Lupinen und gelben Ginster. Am Gletscher angekommen, muß man ihn erst mal finden, nicht umsonst heißt er „der schwarze Gletscher“. Beim Kalben rutscht neben Eis auch Unmengen der Asche und Granitstaub mit ab, deshalb erhält er eine dunkle Farbe, vom Stein schwer zu unterscheiden.
In Junin de los Andes gibt es die Via Christi, ein Statuenpark der das Leben Jesu in 24 Darstellungen zeigt. Figuren mit Gesichtern der Mapute-Indianern, ein Indianervolk, die eigentlichen Besitzer des Landes. Ganz oben am Hügel, zwischen Station 23 und 24 dann der eigentliche Kreuzgang. Gekrönt von einer riesigen Jesus-Statue liegend am Boden. Da wir ja nichts zu büßen hatten sparten wir uns diesen schweren Weg, zumal der Kuchen in dem Lokal sehr verlockend war.
Der Vulkan Lanin mit 3747 m soll einer der schönsten Berge sein. Es besteht keine Frage, auf alle Fälle ist er imposant. Schon auf der Anfahrt thront er mächtig über alle anderen Berge in seiner Umgebung. Gleichschenkelig mit weißen Häubchen und dem Krater, toll. Das im Reiseführer versprochen Spiegelbild ist, bei einem Wellengang wie am Meer, nicht drin. Weiter am Fluss Alumine, tief zwischen den Bergen eingegraben, die Hänge mit Pinien, Kiefern und Laubbäumen bewachsen.
Dann die ersten Araukarien. Alte, urzeitliche Bäume, statt Blätter oder Nadeln haben sie harte Schuppen, Zapfen und eine borkige Rinde. Sie haben ein sehr hartes Holz und sind den Mapuche heilig. Faszinierend, was die Natur hervorbringt. Es folgte ein Foto nach dem anderen. Wir erreichten den Lago Alumine, mit starken Gegenwind. Heute ging es auf den Campingplatz „Don Cirilo“. Es gab heiße Duschen und WiFi. Sonnig und windgeschützt an einer kleinen Lagune verbrachten wir den Nachmittag.
Im schönen Touristenort Villa Pehuenia noch Versorgung, bevor es an der chilenischen Grenze weiter nach Norden geht. Bis hoch auf die Berge wächst hier einen Wald von Araukarien. Wir erreichen unseren ersten höheren Pass mit 1700m. An den Hängen sind letzte Schneefelder, man muß genau schauen, einige sind weißer Sand. Hier kommt der vulkanische Ursprung wieder zum Vorschein. Wir erreichen das Hochtal mit dem See Caviahue. Er ist sehr sauer, wodurch er kein Leben enthält. Gleich nach dem Ort gibt es die Möglichkeit am See zu stehen. Einige Büsche geben Windschutz, so sitzen wir den Nachmittag draußen in der Sonne. Robert und Birgit aus Meran kommen uns entgegen, was ein Treffen verlangt. Wir stehen jetzt auf 1600m und sind gespannt wie kalt es nachts wird. Da es dann doch gut zum Aushalten war, sitzen wir bis spät in die Nacht, gibt ja auch viel zu erzählen. Am Morgen überraschte uns strahlend blauer Himmel und Windstille. Der See liegt wie Pudding vor uns, das Panorama spiegelte sich darin. Spontan sind wir uns alle einig, wir hängen noch einen Tag dran. Am Abend stehen wir vor einem Restaurant im Ort, es öffnet, wie so viele erst um 20 Uhr. Dies war uns zu spät, also zum Supermarkt und selber kochen.
Robert und Birgit fahren nach Süden, bei uns geht’s nach Norden. Als erstes kamen uns Mapuche Gauchos mit ihren Herden entgehen. Stolz auf dem Pferd sitzend und dick in bunter Kleidung eingepackt. Nicht weit, der Wasserfall des Rio Agrio. Etwa 20m fällt der kleine Fluss in ein rundes Becken, das wär jetzt nichts Besonderes, wenn nicht die verschiedenen Gesteinsschichten der letzten paar tausend Jahre zu sehen wären. Durch das saure Wasser wird Eisen aus dem Gestein gelöst und färbt das gesamte Ufer orange. Als Kontrast ist durch den Sprühnebel alles mit grünem Moos bewachsen. Ein schöner Wasserfall.
Die Straße war meist auf 1500m Höhe und folgt dem breiten Flusstal des Rio Neuquen. Immer wieder Begegnung mit Gauchos bzw. Mapuche, die ihre Herden, Schafe, Ziegen oder Kühe den Weg entlang trieben. Die Berge hatten buschigen Bewuchs, total eingestaubt und keine Bäume. Nach 150 km Piste erreichen wir die Ruta 40 und kurz darauf Chos Malal. Der Wind fing wieder an zu blasen, von der Optik her war es eine einzige Schutthalde. Finden wir hier einen Stellplatz? Über IOverlander dann ein Platz bei einer verlassenen Farm. Gerade Fläche, Bäume als Windschutz, zwar sichtbar von der Straße, aber das ist hier ja kein Problem. Am Morgen kam ein Schäfer. Kurzes Winken und ein „Buen Dia“, dann sucht er seine Herde. Es ist einfach schön, nicht wie in Afrika ständig bedrängt zu werden.
75km ohne Kurve über die gewohnt trostlose Ebene der Pampa. Endlich ein Abstecher, der den Namen verdient, 20 km nach El Nihuil an einem Stausee. Ich hatte mir das etwas größeres vorgestellt, bei uns läuft das eher unter Hochwasser Schutzwand. Die Straße führt in den Canyon des Rio Atuel. Etwa 30 km durch die Schlucht lassen sich die verschiedenen Gesteine, ohne Frage vulkanisch, gut erkennen. Durch die Mineralien in den buntesten Farben. Auch die Erosionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Picknickplätze sagen uns das es für heute genügt.
Nächstes Ziel ist San Rafael. Ein Campingplatz und Cabinas nach den anderen, dazwischen Bars, Restaurants und Rafting Agenturen, voll touristisch erschlossen. Noch einige Flussbiegungen und man ist aus der Schlucht und in der Ebene. Der Spuk ist vorbei. Durch das Hin und Her, auf der Suche nach Ersatzteilen, haben wir San Rafael kennengelernt. Eine sehr nette Stadt. Fußgängerzone mit Bars und Restaurants. Eine Bodega nach der anderen an den Ein- bzw. Ausfallstraßen. Wir sind nun im Valle de Uco, das Weinanbaugebiet. Wir beschlossen im Restaurant „ Oyo der Agua“ fein essen zu gehen. Quasi unser Weihnachtsessen.
Gabi und Frank sie sind wieder in Argentinien, bei Mendoza. So stand einem Treffen nichts im Wege. Wir werden auf dem Camping „El Mangrullo“ miteinander Weihnachten feiern.
Zusammen wollen wir die Ruta 52 fahren, sie führt über einen 3000m hohen Pass mit tollen Ausblicken. Am Hotel Villavicencio, dort soll es das beste Mineralwasser Argentiniens geben, beginnt die Passstraße zum „Cruz der Paramillo“. Im 16. Jhd. als Verteidigungsstraße gegen Chile angelegt. Im 18. Jhd. entdeckte Darwin versteinerte Araukarien. Es gab auch Minen, in denen Blei, Zink und Silber abgebaut wurde. In engen Kurven am Hang entlang, kletterten wir von 1400m auf 2970m hoch, es gab wirklich atemberaubende Aussichten. Oben blies eisiger Wind, auf 2000m fanden wir dann einen Nachtplatz. Am Horizont waren die schneebedeckten Anden, sowie der Aconcagua mit 6960m Höhe zu sehen.
Wir fahren wieder allein. Der erste Höhepunkt, auf der Strecke zur chilenischen Grenze, ist die “Inkabrücke“. Als hier noch Gletscher waren haben sich die Mineralien einer warmen Schwefelquelle auf dem Eis abgelagert. Als der Gletscher dann abtaute blieb eine Steinbrücke stehen. Nächster Punkt ist der Passo Cristo Redentor mit 3868 m Höhe, direkt auf der Grenze zu Chile. Die letzten 680 Höhenmetern führt die alte Schotterstraße in 8,5 km mit vielen Kehren hinauf. Unvorstellbar dass vor der Tunnel Fertigstellung hier der ganze Verkehr passierte. Wie so oft fahren wir über Schotterhalden und hoffen das alles hält. Auf der Passhöhe eine große Statue aus alten Waffen gegossen als Erinnerung an den Krieg 1904 mit Chile.
Auf knapp 4000 m pfeift der Wind eisig. Der Aconcagua, Argentiniens höchster Berg, ist gleich auf der anderen Talseite. Nicht lange und wir fahren trotz des atemberaubenden Panoramas wieder runter. Die Strecke ist aus der anderen Richtung nicht weniger spektakulär. Auf der anderen Flussseite ist eine senkrechte Schotterwand. Unzählige verschüttete oder abgerutschte Straßenabschnitte zeugen von der Schwierigkeit der Bodenbeschaffenheit. Die Ruta 149 führt nordwärts an den 4000 – 5000m hohen Anden entlang. Ein Abzweig zum „ Cerro de los siete colores“, der Berg mit den sieben Farben, macht uns neugierig. Es ist eine Rundfahrt, die uns wirklich überrascht. Je weiter wir fuhren, desto farbiger wurden die Berge. Von Rot und Gelb bis zu den verschiedensten Brauntönen leuchten die Hänge. Keine Frage, hier bleiben wir über Nacht. Diesmal waren wir froh über den leichten Wind, es wurde 38 Grad warm. Wir folgen dem Rio los Lagos durch ein großen Tal. Auch hier bestehen die Hänge zu 90% aus Geröll das mit Sand verbacken ist. Kieselsteine in der Größe eines Kuhkopf‘s schauen heraus.Es scheint so, das wenn man in die Hände klatscht, alles runter kommt. In San Jose de Jachal ändern wir die Richtung nach Osten. Wir verlassen die Anden und fahren Richtung Uruguay.
Die Strecke ging weiter die Ruta 150, wir bewegen uns jetzt auf 600m, die Vegetation wurde grüner, man sah auch immer mehr Säulenkakteen. Die niedrigen Berge waren wie gefaltet aufgeschoben, von rötlicher Farbe. Asphaltiert und kurvenreich nochmal auf 2100m, am Horizont noch einmal ein schneebedeckter 6000er. Am Nationalpark Ischigualasto entlang, hier sah man glatte Felstürme, die typisch für den Park sind, das aber ein andermal. Wir kamen auf die Ruta 38, die nach Cordoba führt. Bei Chamcal übernachten wir an einem fast leeren Stausee. Es gibt verschiedene Kakteen und auf den Akazien wuchsen teils blühend Tilandsien. Zurück zur Teerstraße, alle Plätze, die wir gestern halbherzig in Erwägung zogen, standen aufgrund des nächtlichen Gewitters, unter Wasser. Da hatten wir unseren Platz gut gewählt. Dann noch ein reißender Bach über der Piste, ein Pickup räumte bereits die großen Steine auf die Seite, wir halfen noch mit, dann ging es hindurch. So schnell verändert sich alles.
In La Falda. wollen wir Silvester mit Walter von Almagaucho verbringen. Mit Horst und Christine aus Aschaffenburg und zwei Freunde von Walter, Gustavo und Dido geniessen wir ein erstklassiges Asado. Gustavo war der Grillmeister, pro Person wurde 500g Fleisch und Wurst gerechnet, dazu noch Gemüse und Brot. Gemütlich ging es los, jeder bekam von Gustavo regelmäßig einige Happen auf den Teller gelegt. Verschiedene Fleischsorten, Wurst und Kalbsbries, ungewohnt und lecker. Musik im Hintergrund, die Stimmung wurde immer besser. Zum Schluß gegrilltes Gemüse und Grillkäse, es ging über mehrere Stunden. Wir waren übersättigt, da musste der Grappa Abhilfe schaffen, andere Alkoholika kamen hinzu. Die Zeit verging schnell, um Mitternacht wurde mit Sekt auf das Jahr 2023 angestoßen.
Nach einigen Tagen fahren wir weiter. Um Cordoba zu umgehen, ging es beim Ort Valle Hermoso auf den „Camino del Cuadrado“. Die sanften Hügel sind Ausflugsziel der Städter. Wir passierten dicht besiedeltes Gebiet, ungewohnt soviel Trubel und Verkehr nach der Einsamkeit Patagoniens. Viel Gastronomie und Läden wo Salami und Käse verkauft wurde.
Die Pampa ist jetzt flach und eingezäunt, eine Landschaft wie in der Poebene. An flachen Seen ist die Vogelwelt zuhause, die einzigen Tiere neben der Viehzucht. Es ist heiß, die Temperaturen liegen weit über 35 Grad. Wir sind nur noch 100m über den Meeresspiegel. Nach monotonen dahinrollen war plötzlich Santa Fe am Rio Parana erreicht, eine ungewohnte Großstadt mit Hochhäuser. Flott ging es hindurch, dann der Tunnel unter den Fluss auf die andere Seite in die Stadt Parana. Alles nicht so attraktiv. Die Hitze schlaucht uns. Wir sehnen uns nach einem Pool und etwas Ruhe, so fahren wir 500 km im Stück, bis zur Campsite „Mi Recuerdo“, die ist schön, schattig und hat einen Pool. Gegen 20 Uhr wurde es ruhig, die Badegäste sind gegangen. Wir genossen die Abende bei Vollmond, Sterne, Glühwürmchen und Grillenzirpen.
Wir kamen bis zu den alten Grenzgebäuden, dann standen wir im Stau, aber warum? Eine Baustelle auf der Brücke und Blockabfertigung? Es war einfach ein großer Andrang, insgesamt dauerte es 2 Stunden bis wir die Grenze passierten. Viele fahren zum Versorgen nach Argentinien, die Inflation hat für die Nachbarn eben Vorteile. Zuerst das argentinische TIP abgeben, Passkontrolle, diesmal kam einen Stempel in den Pass, die Ausstellung des TIP für Uruguay, wieder für ein Jahr. Noch nach einigen Besichtigungen in Uruguay (das ist aber eine andere Geschichte) kamen wir im Hotel Suizo an, das ist der Platz wo unser Soki für die nächste Zeit untergebracht ist. Hier sahen wir wieder alte Bekannte. Viel gab es zu erzählen, einiges mußte instand gesetzt. Den Nachmittage verbrachten wir im Pool.
Nach zwei Wochen der Erholung fliegen wir dann ins kalte Deutschland zurück. Der späteste Termin für die nächste Reise ist durch das TIP vorgegeben und so werden wir im Januar wieder hier sein.
Susi und Walter Zielonkowsky